Starker Wind und hoher Wellengang hatten am Montag immer wieder die Stahltrossen reißen lassen, sagte der Unternehmer Alfredo Etchegaray. Zudem sei es schwierig gewesen, den Schwimmkran vor der Küste der Hauptstadt Montevideo mit Hilfe von zunächst nur einem und später einem zweiten Schlepper auf Position zu halten.
14 Stunden hatten die Spezialisten versucht, mit einem schwimmenden Kran Teile des Kommandostandes vom schlammigen Grund des Rio de la Plata vor der Küste zu heben.
Die Männer unter Leitung des Bergungsexperten Héctor Bado hatten bis zum Einbruch der Nacht gearbeitet und seien völlig erschöpft. Der ursprünglich geplante Einsatz eines staatlichen, wesentlich größeren Krans sei wegen des schlechten Wetters nicht möglich gewesen. Deshalb sei der kleinere Schwimmkran einer privaten Firma gemietet worden, sagte Bado.
Bei Temperaturen um 30 Grad verfolgten zahlreiche Schaulustige von Land und auf Ausflugsschiffen die Aktion vor dem Urlaubsort Montevideo.
Dort liegt das Schiff seit 1939 nach der "Schlacht vom Rio de la Plata" in nur wenigen Metern Tiefe auf Grund. Die Millionen teure Bergungsaktion wird von privaten Investoren aus den USA und Europa finanziert.
Innerhalb von drei Jahren soll das 186 Meter lange Panzerschiff Stück für Stück geborgen und schließlich wieder zusammengebaut, restauriert und dann als Museumsschiff im Hafen von Montevideo ausgestellt werden.
Aktion bereits mehrfach verschoben
Seit Ende Januar war der Beginn der Aktion wegen Sturms und hoher Wellen bereits drei mal verschoben worden. Zuletzt hatten widrige Wetterverhältnisse den ursprünglich für Freitag vorgesehenen Beginn der Arbeiten nochmals verzögert.
Als nächster Termin für die Bergung eines 27 Tonnen schweren Gerätes zur Zielerfassung sei nun der kommende Montag ins Auge gefasst worden, sagte Etchegaray weiter. Das Gerät ist 10,5 Meter lang und sechs Meter hoch. Zu dem Entfernungsmesser gehöre auch eines der ersten je auf einem Kriegsschiff installierten Radargeräte.
"Es ist frustrierend, dass wir diese historische Operation womöglich nicht durchführen können", sagte Evangelio Izquierdo, Kapitän eines der an der Aktion beteiligten Schlepper. Am Montagabend wurde der 59 Meter hohe Kran nach vier gescheiterten Bergungsversuchen zurück in den Hafen von Montevideo gezogen.
Die "Schlacht am Plate-Fluss"
Die "Graf Spee" verließ am 21. August 1939, elf Tage vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, verlassen. Am 30. September versenkte sie den britischen Frachter "Clement", das erste von insgesamt neun von der "Graf Spee" im Südatlantik zerstörten Handelsschiffen. Schließlich nahmen drei britische Kriegsschiffe die Verfolgung des Kriegsschiffes auf, und am 13. Dezember kam es im Flussdelta zur Seeschlacht.
Dabei wurde das deutsche Schiff mehrfach getroffen. Kapitän Hans Langsdorff ließ daraufhin den Hafen von Montevideo im neutralen Uruguay anlaufen. Uruguay gewährte der "Graf Spee" auf britischen Druck nur eine Liegezeit von 72 Stunden.
Binnen dieser Frist hätten die Reparaturen nicht ausgeführt werden können, daher entschloss sich Langsdorff, das Schiff im Rio de la Plata zu sprengen. Die 1100 Mann starke Besatzung wurde in Buenos Aires aufgenommen. Langsdorff, der gegen den Befehl von Adolf Hitler seinen Matrosen den Tod ersparte, nahm sich nur drei Tage später in argentinischer Internierung das Leben.