Saudi-Arabien:Achtjährige darf sich nicht scheiden lassen

Obwohl sie erst acht ist, verkaufte sie ihr Vater an einen fünfzig Jahre älteren Mann. Das Mädchen zog vor Gericht, um sich scheiden zu lassen - bisher vergeblich.

Ein Richter in der saudi-arabischen Stadt Aneisa hat sich zum zweiten Mal geweigert, dem Scheidungsantrag eines achtjährigen Mädchens stattzugeben. Das Mädchen war von seinem Vater mit einem Mann verheiratet worden, der etwa 50 Jahre älter ist als die Viertklässlerin.

Pilger vor einer Moschee in Saudi-Arabien: Der Islam spielt im öffentlichen Leben eine dominante Rolle. (Foto: Foto: dpa)

Nach Angaben aus Justizkreisen weigerte sich der Ehemann am zweiten Prozesstag am Samstag erneut, das Kind preiszugeben. Stattdessen bezeichnete er das Mädchen als seine rechtmäßige Ehefrau. Der Richter bat ihn und die Mutter des Kindes, die im Namen ihrer Tochter gegen ihn geklagt hatte, eine Kompromisslösung zu finden.

Heirat gegen Schuldenerlass

Der Prozess soll Anfang Februar fortgesetzt werden. So lange wird das Mädchen bei seiner Mutter leben. Weder der Anwalt noch die Mutter wollten die Entscheidung des Richters am Samstag kommentieren.

Die Mutter hatte den Vater ihrer Tochter schon vor der Verheiratung des Kindes verlassen. Der Vater hatte das Mädchen regelrecht verkauft. Der Ehemann erließ dem Vater als Gegenleistung für die Heirat mit dem Kind Schulden in Höhe von rund 5400 Euro.

Schon bei einem ersten Gerichtstermin im August hatte er sich geweigert, in die Scheidung einzuwilligen. Er will, dass das Kind, mit dem er laut eigener Aussage "die Ehe noch nicht vollzogen hat", zu ihm kommt.

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