Satirezeitschrift beschlagnahmt:Spanien: Skandal um Sexkarikatur

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Eine Zeichnung von Prinz Felipe und Prinzessin Letizia beim Sex - das ging Spaniens Justiz zu weit. Doch das Verbot hat alles nur schlimmer gemacht.

Auf Antrag des Generalstaatsanwalts hat ein Richter daher die neueste Ausgabe der Satirezeitschrift El Jueves verboten und von der Polizei alle Hefte an den Kiosken beschlagnahmen lassen. Verunglimpfung der Monarchie, lautet der Vorwurf. Darauf stehen in Spanien bis zu zwei Jahre Haft.

Allerdings ist genau das Gegenteil von dem eingetreten, was beabsichtigt wurde: War das Magazin mit seiner Auflage von rund 70.000 Exemplaren hauptsächlich treuen Lesern bekannt, ging die beanstandete Karikatur wegen des Medienechos und dank des Internets nun um die ganze Welt und erreichte damit ein Millionenpublikum.

Das Königshaus, das erst im Nachhinein informiert wurde, ist darüber alles andere als erfreut, wie es am Wochenende hieß. Zwar sei die Karikatur auf großes Missfallen gestoßen. Aber nun werde befürchtet, dass das Vorpreschen der Justiz der Monarchie eher schade als nütze, wurde ein Sprecher des Hofes zitiert.

"Völlig nutzloses Verbot"

"Nicht einmal der größte Feind der Monarchie hätte so etwas erreichen können", kommentierte die Zeitung El Mundo. Als "völlig unnötig und nutzlos" bezeichnete El País das Verbot, das von vielen Medien zudem als Angriff auf die freie Meinungsäußerung gewertet wurde.

"Die Republikaner werden sich die Hände reiben", meinte der Autor der Karikatur, Guillermo Torres. Eigentlich, witzelte er, habe er Tom Cruise und Katie Holmes darstellen wollen. Er zeichne aber so schlecht, dass daraus Felipe (39) und Letizia (34) geworden seien.

Die Sexkarikatur ziert das Titelblatt der Zeitschrift, die schon öfter die Königsfamilie durch den Kakao gezogen hat. Diesmal wollten sich die Macher über die kürzlich von der Regierung beschlossene Babyprämie von 2500 Euro pro Kind lustig machen. Sie soll dazu beitragen, die Geburtenrate zu erhöhen. Dem Thronfolger werden in der Zeichnung die Worte in den Mund gelegt: "Stell' Dir vor, Du wirst schwanger. Es wäre das erste Mal in meinem Leben, dass ich etwas getan hätte, das Arbeit ähnelt!"

Der eigentliche Skandal: Die Sprechblase

Die größte Empörung hätte eigentlich die Sprechblase auslösen müssen, meinen die Verantwortlichen der 1977 gegründeten Zeitschrift. Schließlich werde Felipe als staatlich finanzierter Nichtstuer dargestellt. Richter Juan del Olmo, der unter anderem die Ermittlungen zu den Madrider Bombenanschlägen vom 11. März 2004 leitete, befand jedenfalls, die Karikatur sei "entwürdigend", "herabsetzend" und könne als Beleidigung des Prinzenpaares eingestuft werden.

Zwar sind sich fast alle Medien einig, dass die Zeichnung derb, verletzend und geschmacklos sei. Die Interpretation des Richters teilen die meisten aber nicht. Das Verbot laufe dem Recht auf freie Meinungsäußerung zuwider, so der Tenor. Schließlich würden keine Grundrechte verletzt, und Felipe und Letizia seien Personen des öffentlichen Lebens.

"Als Mitglieder des Königshauses müssen sie Kritik ertragen. Das Verbot ist daher überzogen", sagte der Verfassungsrechtler Eduardo Vírgala. "Jedes Recht hat seine Grenzen", widersprach dagegen sein Kollege Juan José Solozábal, der die Maßnahme zum Schutz des Prinzenpaares und der beiden Töchter begrüßte.

Viele erinnerte das Verbot indes an die Zensur während der Franco- Diktatur (1939-1975). Ein ähnliches Verbot hatte es zuletzt vor 21 Jahren gegeben. Die Macher der Zeitschrift erklärten, es sei nicht ihre Absicht gewesen, jemanden zu beleidigen. "Vor Jahren noch sagte mir König Juan Carlos, er lese unsere Zeitschrift immer im Urlaub", erzählte Mitherausgeber José Luis Martín.

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