Sahara-Geisel erzählt:Todesangst in der Wüste

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Keine gewaltsame Befreiung: Ein Mitglied der in der Sahara entführten Reisegruppe hat Angaben bestätigt, wonach seine Gruppe von den Geiselnehmern freigelassen wurde.

Der 65-jährige Bernd L., ein pensionierter Studienrat aus Berlin, widersprach in mehreren Interviews den Berichten über einen Einsatz von Soldaten oder Spezialkräften. "Das war keine Befreiung, das ist absoluter Unsinn", sagte er Spiegel-Online.

Ende einer Odyssee: Bernd L. (2 v.l.) und die anderen deutschen Sahara-Geiseln kommen am Flughafen Berlin Tegel an. (Foto: Foto: dpa)

Die sudanesische Armee habe eine Entführergruppe angegriffen und sechs Geiselnehmer getötet. Daraufhin hätten die Freischärler alle 19 Geiseln freigelassen. "Das war eine große Überraschung für uns, weil wir dachten, jetzt bringen sie uns um", sagte Bernd L. Die Geiselnehmer seien jedoch "halbwegs nette Kriminelle" gewesen, die nur an Lösegeld interessiert gewesen seien. Sie hätten keine Gewalt gegen die Geiseln angewandt.

Auch der Bild-Zeitung schilderte er das Ende der Geiselhaft: "Sonntagabend, wir waren mittlerweile im Sudan und lagen schon in den Schlafsäcken, sagte der Anführer: 'Los, aufstehen. Ihrkönnt gehen.' Ich dachte trotzdem: Jetzt hebt der die Knarre - und dann tacktacktack. Aber statt dessen ließen sie uns einen von vier Toyota Landcruisern da und sind abgebraust wie die Verrückten." Die 19 Geiseln hätten sich dann in den Jeep gequetscht und seien Richtung ägyptische Grenze gefahren. "Hätten wir eine Panne gehabt - man hätte uns nie gefunden!" Die Gruppe sei schließlich vom ägyptischen Militär aufgegriffen worden

Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, August Hanning, hatte zuvor gesagt, die Entführer hätten die Geiseln freigelassen, nachdem am Sonntag sudanesische Sicherheitskräfte sechs Entführer erschossen hatten. Die sechs waren nach Angaben aus deutschen Sicherheitskreisen ohne die Geiseln unterwegs gewesen und in eine Straßenkontrolle geraten. Zwei weitere Entführer wurden festgenommen.

Der ägyptische Verteidigungsminister Hussein Tantawi hatte dagegen am Montag laut der Nachrichtenagentur Mena von einer gewaltsamen Befreiungsaktion berichtet. Bei der Befreiung habe es Schusswechsel gegeben, bei denen die Hälfte der Kidnapper getötet worden sei, sagte er.

Die elf Touristen aus Italien, Deutschland und Rumänien und ihre acht ägyptischen Begleiter waren am 19. September auf einer Wüstensafari verschleppt wurden. Am Dienstag kehrten die fünf deutschen Geiseln mit einer Sondermaschine in die Heimat zurück.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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