Russland:Zermürbendes Warten auf die Apokalypse

Eine Frau hat mit ihren zwei Kindern die Höhle einer russischen Sekte verlassen, die sich dort seit November auf den Weltuntergang vorbereitet. Nun harren nur noch elf Anhänger aus.

Drei Mitglieder einer russisch-orthodoxen Sekte, die seit Monaten in einem Erdloch auf den Weltuntergang warten, haben ihren Unterschlupf am Mittwoch verlassen. Eine Mutter kam mit ihren zwei Kindern ans Tageslicht, darunter ein 20 Monate altes Baby, wie aus dem Dorf Nikolskoje berichtet wurde.

Eine Mutter und ihre zwei Kinder verlassen die Höhle der russischen Sekte. (Foto: Foto: AFP)

"Jetzt sind sie nur noch elf", sagte der Vizegouverneur des Gebiets Pensa, Oleg Melnitschenko, erleichtert vor Journalisten. Am Dienstag hatten bereits 14 Mitglieder der Sekte aufgegeben. Die Sektenmitglieder rechnen aufgrund von Himmelskörperbeobachtungen mit einem Weltuntergang im Mai.

Sie hatten sich Anfang November in den Erdlöchern des Dorfes rund 500 Kilometer südöstlich von Moskau verschanzt und für den Fall einer gewaltsamen Räumung gedroht, sich in die Luft zu sprengen.

Anführer der Sekte ist ein gewisser Pjotr Kusnezow, der eigentlich in einer psychiatrischen Anstalt saß, aber zu Verhandlungen mit den Sektenmitgliedern freigelassen wurde. Am Montag hatten die Behörden auch einen orthodoxen Priester zu den Sektenmitgliedern geschickt, der auf apokalyptische Literatur spezialisiert ist.

Kusnezows Gefolgsleute dürfen weder Fernsehen, noch Radio hören oder Geld besitzen, wie russische Medien berichteten. Offiziellen Angaben zufolge versprach Kusnezow seinen Anhängern, dass sie im Jenseits darüber richten würden, ob andere für den Himmel oder für die Hölle bestimmt seien. Kusnezow hat sich vor einigen Jahren zum Propheten erklärt und wird von seinen Anhängern nur "Vater Piotr" genannt.

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