Russisches U-Boot gesunken:Rettung in zwei Tagen - oder Tod

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In einem Wettlauf gegen die Zeit bemüht sich die russische Marine um die Rettung von sieben Matrosen, die in einem Tauchboot unter Wasser vor der Halbinsel Kamtschatka festsitzen.

Die Besatzung habe Sauerstoffvorräte nur für zwei Tage, sagte der Kommandeur der Pazifikflotte, Admiral Viktor Dmitrijew, am Freitag in Wladiwostok. "In dieser Zeit müssen wir die Rettung schaffen."

Nach anderen Angaben soll die Luft für fünf Tage reichen.

Laut einem Vertreter der Militärstaatsanwaltschaft liegt das U-Boot in der Berjosowaja-Bucht 200 Kilometer südlich der Hauptstadt von Kamtschatka, Petropawlowsk-Kamtschatski. Interfax berichtete dagegen, das Schiff liege 75 Kilometer vor der Stadt.

Das 13 Meter lange und fünf Meter breite Mini-U-Boot vom Typ AS-28, das Forschungs-, Geheimdienst- und Rettungseinsätzen dient, hängt den Angaben des Marinesprechers Igor Digalo zufolge in 190 Metern Tiefe unter dem Meeresspiegel fest.

In einem Fischernetz verfangen

Der Propeller habe sich in einem Fischernetz verfangen. "Als das Boot sich zu befreien versuchte, wickelte sich das Netz um den Propeller", erklärte Digalo. Die Crew könne nicht nach oben schwimmen, da sie sich zu tief unter der Meeresoberfläche befinde.

Die Männer seien nicht verletzt, und die Marine stehe in Kontakt mit ihnen, erklärte der Sprecher der russischen Pazifikflotte, Oberst Alexander Kosopalow Kosopalow. Der Zustand der Matrosen sei "normal", hieß es. In dem U-Boot herrsche eine Temperatur von fünf Grad.

Rund ein dutzend russische Marineschiffe waren vor Ort im Einsatz. Ein Schiff versuchte offenbar vergeblich mit einem Anker das Tauchboot oder das Schleppnetz zu erfassen.

Die Nachrichtenagentur Interfax berichtete, ein für die Rettung nötiges zweites Mini-U-Boot befinde sich bereits in der Nähe der Unglücksstelle und werde auf seinen Einsatz vorbereitet. Die Wetterbedingungen waren nach Angaben von Rettungskräften günstig.

Internationale Hilfe angefordert

Im Unterschied zu dem Untergang des Atom-U-Bootes "Kursk" vor fünf Jahren forderte Russland rasch internationale Hilfe aus den USA und Japan an.

Der Kommandeur der russischen Marine, Admiral Viktor Dmitrijew, sagte laut Interfax, das Flottenkommando habe die japanischen Kollegen um Hilfe gebeten. Ein japanisches Schiff könne jedoch nicht vor kommenden Montag am Unglücksort eintreffen, wurde Dmitrijew zitiert.

Er hoffe, die japanische Hilfe werde nicht benötigt und die Besatzung werde bereits vorher gerettet. Das japanische Außenministerium teilte mit, Tokio habe drei Kriegsschiffe losgeschickt, darunter ein Rettungsschiff für U-Boote. Die Schiffe würden am Montagvormittag eintreffen. Der Agentur RIA-Nowosti zufolge richtete die russische Pazifikflotte auch eine Anfrage an die US-Marine.

Die Mini-U-Boote der Typen Pris und Bester wurden zur Rettung von Seeleuten aus U-Booten gebaut. Beim Untergang der "Kursk" mit 118 Toten im August 2000 konnten sie indes nichts ausrichten.

Die russische Marine ordnete eine Untersuchung des Vorfalls an, der Erinnerungen an das "Kursk"-Drama weckte. Am 12. August 2000 war das Atom-U-Boot bei einem Manöver in der Barentssee gesunken.

Damals gerieten die russischen Behörden wegen ihrer Reaktion auf das Unglück heftig in die Kritik.

Eine russische Untersuchungskommission kam vor drei Jahren zu dem Ergebnis, dass das Unglück durch eine Explosion in einem der Torpedos an Bord verursacht wurde. Die 118 Menschen an Bord seien spätestens acht Stunden später ums Leben gekommen und hätten nicht gerettet werden können.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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