Reportage:Die Entwurzelten von Lhoknga

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Sie haben alles verloren und wollen doch neu anfangen, im Angesicht der wütenden Bestie Meer - Momente des Wahnsinns nach der Schockstarre. Ein Streifzug durch die Wüste südlich von Banda Aceh, die einmal ein blühendes Dorf war: "Das Stück Land ist immer noch meins." Von Stefan Klein

Natürlich war es ein frivoler Gedanke. Völlig unpassend, komplett absurd, aber er war da. Es war nicht der Gedanke eines angstvollen Vaters, nicht der eines entsetzten Ehemannes, es war vielmehr der eines Surfers. Mohamed Daud, der eigentlich David Lines heißt, hat eine große Leidenschaft in seinem Leben. Es gibt nichts, was ihn glücklicher macht, als auf einem Brett über schäumende Meereswellen zu reiten.

Und so kam es, dass er sich an jenem Sonntagmorgen beim Anblick dessen, was seine Existenz ruinieren sollte, dieses einen Gedankens nicht erwehren konnte: "Das ist keine schlechte Welle." Surfers Traum, und wenn es nur so harmlos gewesen wäre, dann säße David Lines heute, am Sonntag danach, vermutlich mit seiner Frau Nurma vor seinem Haus unter dem großen Mangobaum: Blick aufs Meer, Sonnenuntergang, Gefühle von Glück.

So aber muss er sich in einem Trümmerfeld als Sachensucher betätigen. Mit seiner Frau ist er gekommen und mit Freunden, mit Alwi, mit John - und Nur, seine Haushilfe, ist auch dabei. Eine Hacke haben sie mitgebracht und ein Stemmeisen, und gerade sind sie dabei, vorsichtig im Sand zu graben und etwas freizulegen, das silbern blitzt und so neu aussieht, als sei es unlängst erst angeschafft worden.

Nurma gräbt, Nurma zieht, der Sand will seinen Besitz nicht hergeben, aber dann muss er doch loslassen, und Nurma hält drei ineinander steckende Kochtöpfe in der Hand. Sie wischt den Sand ab, und ein Aufkleber kommt zum Vorschein. "High Class" steht darauf, "stainless Steelware".

Immerhin, drei Töpfe, wenn es schon sonst nichts mehr gibt. Hier, sagt David und zeigt auf eine kahlrasierte Fläche aus Sand, unter der man die Fußbodenkacheln gerade noch ahnen kann, "das war das Kinderzimmer". Er benutzt schon die Vergangenheitsform. So schnell geht das.

Davids große Liebe

Lhoknga war ein Fischerdorf an der Westküste von Sumatra. Es gehörte zur Provinz Aceh, 22 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Banda Aceh. Es war nicht arm, nicht reich. Es hatte eine Moschee, ein halbes Dutzend Schulen, ein paar Lädchen und vielleicht viertausend Bewohner.

Nurma war eine von ihnen. Lhoknga war ihr Heimatdorf, hier hatte sie ihre Familie, ihre Eltern, ihre Geschwister. Sie hatte einen Job im Golfklub ganz in der Nähe, und weil man draußen hinterm Riff recht gut surfen kann, hat sie hier den Australier David getroffen. Vor sechs Jahren haben sie geheiratet, und weil es Liebe war, trat David ihretwillen zum Islam über und nahm den Namen Mohamed Daud an.

Naja, ein richtiger Muselmane ist er nicht geworden, er trank weiterhin sein Bier, und Mohamed nennt ihn auch keiner. Er und Nurma reden sich mit "honey" an. Viel mehr Englisch kann Nurma nicht. David spricht einigermaßen Bahasa Indonesia, die Landessprache.

Eine Existenz wurde aufgebaut, ein Haus errichtet, ein richtig schönes Haus nach den Erzählungen, mit Schiebetür zur Veranda. David legte einen Garten an. Er pflanzte Kokospalmen und Mangobäume und Papaya, und in diesem Jahr hätten sie erstmals Früchte getragen.

Aceh ist ja keine einfache Region. Einst das Einlasstor für die Verbreitung des Islam in Indonesien, ist die rohstoffreiche und von den Javanern in Jakarta schamlos ausgeplünderte Provinz seit langem Schauplatz eines blutigen Bürgerkriegs zwischen der indonesischen Armee und separatistischen Rebellen.

Auch in der Nähe von Lhoknga wurde gekämpft, aber David fühlte sich "wie im Garten Eden". Er hatte eine junge, hübsche Frau, er hatte die Wellen vor der Tür, und er hatte zwölf Surfboards. Auch am vorletzten Sonntag wäre er vermutlich surfen gegangen. Es war ein schöner, klarer Tag, das Meer glänzte verführerisch. Es war acht Uhr, er wollte gerade aufstehen, da rief seine Frau: "Gumpah, Gumpah!"

Es war noch Zeit zum Lachen

Gumpah ist das indonesische Wort für Erdbeben. Die Erde wackelte, zwei Er-wachsene und ein Kind rannten nach draußen in den Garten. Als die Erschütterungen nachließen, ging David noch einmal zurück. Er deckte den Fernseher und den DVD-Player mit einer Matratze ab, nahm die Uhr von der Wand und packte zusammen, was ihm am wichtigsten erschien: Trinkwasser, Bettlaken, Kleider zum Wechseln, seine Papiere. Und seine beiden besten Surfboards. Nurma lachte darüber. Es war noch Zeit zum Lachen.

Jetzt gräbt sie ausdruckslos an einer anderen Stelle, und was sie zutage fördert, ist ein T-Shirt ihres Sohnes. Zwei lustige Figuren sind darauf abgebildet und ein Fußball. Die Aufschrift lautet "Worldcup Babu".

David hat keine Augen dafür. Fassungslos fixiert er ein dünnes Avocado-Bäumchen, das er unlängst erst gepflanzt hatte. Die Rinde ist zerschunden, die Blätter sind braun, aber es steht. Mit den Wurzeln in der Erde. Von dem dicken Mangobaum daneben hingegen keine Spur. "Wie kann das nur sein?", murmelt David.

Am Samstag waren wir in Aceh eingetroffen. Am Samstagabend erzählte uns einer von einem Australier, der der Katastrophe mit knapper Not entgangen sei. Am Sonntagmorgen finden wir ihn in Banda Aceh in einem Haus, das nicht mehr seines ist.

Es ist das Haus eines Verwandten seiner Frau. Sie leben dort zu 13 auf engem Raum, aber das ist sehr komfortabel, verglichen mit all den anderen Entwurzelten, die in Zelten oder unter Plastikplanen auf dem Gelände von Moscheen, Schulen und Kasernen notdürftig Unterschlupf gefunden haben.

David beginnt zu erzählen, und zweimal unterbricht er sich. Einmal, als draußen auf der Straße lautes Hupen zu hören ist. "Hörst du das? Das ist einer von den Lastwagen mit den Leichen. Sie fahren sie hier zu dem großen Massengrab an der Flughafenstraße." Dann ein zweites Mal. "Hast du's gespürt? Nein? Es war nur ein milder Erdstoß, aber es war einer." Am Mittag fahren wir alle, David, Nurma, John, Alwi und der Besucher raus nach Lhoknga. Zum Graben.

Die Jalan Stui ist die große Ausfallstraße Richtung Westküste. Erst denkt man noch: Sieht doch alles ganz manierlich aus. Intakt wirkende Häuser, die Fahrbahn frei. Aber das ändert sich, je näher wir dem Meer kommen, und plötzlich sind wir mittendrin in einer Wüste aus Chaos und Zerstörung. In sich zusammengesackte Häuser. Umgestürzte Autos. Leblose Reisfelder. Schneisen aus dunkelgrauem, von der Sonne festgebackenem Schlamm, übersät mit dichten Haufen von Unrat. Als hätte ein wütender Riese mit der Faust hier hineingeschlagen.

"Da", sagt David, "da habe ich immer meine Pflanzen gekauft." Jetzt ist die Gärtnerei ein wilder Verhau. Dann ist die Straße plötzlich zu Ende. Bricht einfach ab, der weiße Mittelstreifen endet im Nichts. Denn die Brücke, die an dieser Stelle stand, gibt es nicht mehr. Von der Flussbrücke über den Kurung Raba, der hier ins Meer mündet, stehen lediglich noch die Fundamente. Die Aufbauten aus Eisen ragen in hundert Meter Entfernung aus dem Wasser.

Die Armee hat einen kleinen Fährdienst eingerichtet. Soldaten haben ein Kabel gespannt, und daran entlang ziehen sie einen Kahn quer über den Fluss. So geht es wenigstens für Fußgänger noch ein Stück weiter die Küste hinunter oder hinauf, je nachdem.

Für Autos aber ist Schluss. Die Küstenverbindung existiert nicht mehr. Aber David müsste sowieso nicht mehr weiter. Er streckt den Arm aus und sagt: "Dies ist Lhoknga."

Aber was er zeigt, ist kein Dorf, sondern eine einzige große Mülldeponie, wo kaum ein Haus mehr steht und kaum ein Baum. Wo die Brunnen voller Sand sind und Salz, wo nichts Grünes ist, nichts, was die Sinne ansprechen, den Augen Halt geben könnte. Nur dieses öde, erstarrte Stück Kahlschlag, wo kein Leben ist außer im Wind.

Der kommt vom Meer und zieht und zerrt an allem, was der Sand nicht hat begraben können, an den Fetzen aus Stoff und Plastik und an den verdorrten Blättern entwurzelter Bäume. Obwohl sein Haus nicht mehr da ist, findet David die Stelle, wo es stand, auf Anhieb.

Was ein Gebäude war, ist nur noch ein Grundriss, und wenn man darauf steht, mag man kaum glauben, dass da einer tatsächlich geglaubt hat, mit einer Matratze ließe sich das Schlimmste verhindern. Dabei schien das an jenem Sonntag, als im Haus Geschirr krachend zu Boden fiel und draußen das Auto zu rollen anfing, sehr vernünftig zu sein.

Woher hätte David denn auch wissen sollen, dass das Beben nur das Vorspiel war? Er ahnte es erst, als ein dröhnendes "Boom, boom, boom" zu hören war. Er rannte zu der dem Meer zugewandten Seite des Hauses, und da sah er über Fluss und Bäume eine Wasserwand auf sich zukommen, grün, gekrönt von gelbem Schaum. Zwölf Meter hoch, dachte er, dachte seinen absurden, kleinen Surfergedanken und wusste, dass es jetzt um Tod oder Leben ging.

Thailand und Sri Lanka waren zu diesem Zeitpunkt noch stundenlang vom Unheil entfernt, aber Aceh war am nächsten dran am Epizentrum im Meer, da kamen die Wellen schon wenige Minuten nach dem Beben.

Dass David und seine Familie tatsächlich lebend davongekommen sind, erscheint ihm im Nachhinein fast wie ein Wunder. Rein ins Auto, Gas geben, Land gewinnen, das war alles eins. An Leuten kamen sie vorbei, die schlurften noch ahnungslos daher.

Einmal hielten sie an, um ein altes Ehepaar ins Auto zu ziehen. Dann nochmal, als sie Nurmas Schwester und deren Tochter sahen. Aber an dem Abzweig, wo es zu Nurmas Mutter ging, raste David vorbei. "Wenn wir da hineingefahren wären", sagt er, "wären wir jetzt alle tot."

Als er das erste Mal in den Rückspiegel blickte, waren die Wassermassen hinter ihm, gelb, braun, mit tanzenden Hölzern darin. Er sah einen Mann in der Straße, der starrte wie gebannt auf das, was da kam, unfähig, sich zu bewegen. Auf einen Hügel haben sie sich gerettet. Einen Hügel, der zur Insel wurde. Aus dem tobenden Dreckwasser ringsum mit all den Baumstämmen und dem Zeugs aus Tausenden Haushalten rettete David ein Mädchen und eine alte Frau. Später noch einen Mann.

Drei Tage und vier Nächte blieb die Flüchtlingsgruppe im Freien. Wo es noch was zu kaufen gab, kaufte David Essen und Wasser. Wo aus geborstenen Läden die Vorräte herausquollen ins Wasser, holten sie sich, was sie kriegen konnten.

Eine kleine Familie überlebte, aber da, wo der Familienstamm viele, viele Äste hatte, ist kaum noch etwas übrig: In Nurmas Großfamilie fehlen plötzlich 17 Menschen, darunter ihre Mutter und zwei Brüder. Einer der Brüder hat ganz in der Nähe ihres Hauses gewohnt.

Früher hätten sie den Weg dahin blind gefunden, aber jetzt suchen sie und suchen sie, es gibt keine Orientierungspunkte mehr. Der große Sendemast mit seinen rot und weiß gestrichenen Eisenstreben, früher weithin sichtbar, liegt gekrümmt wie ein Wurm am Boden, die Asphaltstraßen existieren nur noch in Bruchstücken.

An einem solcher Stücke liegt ein Bündel in der prallen Sonne. Eine schwarze Plastikplane, zugeschnürt, vielleicht einen halben Meter lang. Ein totes Kind ist geborgen worden. Von irgendwem, irgendwann. Zum Beerdigen war keine Zeit. Oder keine Kraft.

Manchmal muss man nur dem Geruch nachgehen. Noch vor wenigen Tagen lagen die Leichen überall. An "Szenen von Dante" fühlte sich einer der ersten humanitären Helfer erinnert. Viele dieser Opfer haben die Soldaten inzwischen entsorgt. Erstmals wirkt sich die Präsenz der verhassten Truppen, die in Aceh seit Jahren die Menschenrechte mit Militärstiefeln treten, positiv für die Bevölkerung aus.

Aber jenseits der Straßen in Trümmerfeldern wie diesem verbergen sich noch viele Tote. "Siehst du sie?", fragt David. Er hat sich sein T-Shirt über Mund und Nase gezogen. Ein Arm, zwei Köpfe, der Rest bedeckt von einem Trumm aus Beton, vor anderthalb Wochen Spielzeug der Wellen. David sucht noch immer.

Plötzlich steht Ramla vor ihm. Ramla, die Haushilfe eines Nachbarn. Ramla grüßt nicht, sagt nichts, sie hockt sich nieder, schlägt die Hände vor ihr Gesicht und schluchzt. Sie hat vier Familienmitglieder verloren. David und Nurma streicheln ihr den Kopf. Zu sagen gibt es nichts. Oder doch?

Mahudins Höllenfahrt

Kamal und Mahudin reden und hören gar nicht mehr auf. Als würde jedes Wort die Seele ein Stück weit erleichtern. Mahudin, der Fischer, der draußen auf See war, als es passierte. Dessen Boot geschaukelt wurde wie noch nie, hoch den Berg, runter ins Tal, einmal, zweimal, immer wieder, eine Höllenfahrt. Er hat sie unverletzt überstanden, aber als er endlich an Land war, gab es Lhoknga nicht mehr.

Der Fischer Mahudin hatte kein Haus mehr, keine Frau mehr und von seinen sieben Kindern nur noch zwei. Oder Kamal. Auch wenn man die Landessprache nicht versteht, so versteht man doch, was gemeint ist, wenn er immer wieder nach oben zeigt auf die Wipfel der paar Bäume, die noch stehen: So hoch seien die Wellen gewesen.

Und in der Tat: Die Schürfspuren an den Stämmen reichen gut zehn Meter hoch. Kamal, Pfleger von Beruf, umklammerte Frau und Baby, als das Wasser kam. Die Frau hat er halten können, das Baby nicht.

Es ist nun nicht mehr lange bis zum Sonnenuntergang, aber den will David sich ersparen. Es täte zu weh. Und in der Dämmerung will ohnehin keiner mehr hier sein auf diesem Feld, wo nur Tod ist und Zerstörung. Der kleine Trupp packt zusammen, was er ausgegraben hat: Tassen, Teller, Messer, Gabeln, Hosen, Hemden, eine Gartenschere und natürlich die drei Töpfe.

Was von den Naturgewalten geraubt wurde, ein bisschen was, ist nun wieder in den Händen der rechtmäßigen Besitzer. Sie nehmen nur, was ihnen gehört, und deshalb lassen sie auch ihr größtes Fundstück zurück, eine Nähmaschine. Ob ihr Besitzer sie holen kommt? Wenig wahrscheinlich.

Niemand weiß es, aber David schätzt, dass 90 Prozent der Bewohner von Lhoknga nicht überlebt haben. Auf dem Weg zurück zum Auto klaubt Nurma eine Flosse auf. Eine Surfboard-Flosse. Und ein paar Negative, auf denen sie, Nurma, selber zu sehen ist. Auf Urlaub in Australien. David sagt: "Du hast Augen."

Am Himmel zwei Hubschrauber mit Kurs nach Süden. Schon den ganzen Tag rattern sie die Westküste rauf und runter. Das ist ein langer Streifen Land mit vielen Dörfern und auch ein paar größeren Orten. Wenn es denen so ergangen ist wie Lhoknga, dann könnten die Schätzungen zutreffen, denen zufolge sich die Zahl der Todesopfer in Aceh auf knapp 100.000 beläuft.

Gewissheit freilich gibt es nicht, denn die Zerstörungen haben die Westküste südlich von Lhoknga auf dem Landweg unerreichbar gemacht. Aber Erste Hilfe kommt nun durch die Luft: mit australischen und amerikanischen Militärhelikoptern.

Wir fahren zurück nach Banda Aceh durch das Schreckensland links und recht der Jalan Stui. Die Bergungsarbeiten sind weitergegangen an diesem Tag: Man sieht Dutzende schwarze Leichenpakete am Straßenrand und an einer Stelle eine frisch ausgehobene Grube, halb gefüllt. An der Moschee Mesjid Koh hält David.

Unter den 700 Entwurzelten, die hier in Zelten eine Bleibe gefunden haben, sind viele aus Lhoknga. David schüttelt Hände und verteilt Scheine, dabei hat er selber kaum noch Geld. Es ist nicht leicht in Asien, Elend zu messen. Kinder spielen, Gesichter lachen. Ein Mädchen berichtet, heute seien Wagen gekommen, voll mit Kleidungsstücken, auch BHs - und kriegt sich kaum ein vor Lachen. Die Umstehenden lachen mit.

Sie sind es gewohnt, dreimal am Tag Reis zu essen, nun muss eine Mahlzeit reichen. Das ist wenig, aber es ist vor der Grenze, wo der Hunger beginnt. David sagt: "Es könnte schlimmer sein." Er sieht die Acehner als ein starkes Volk, seit Generationen geübt in der Kunst des Überlebens, allen Widrigkeiten zum Trotz, und er sieht auch jetzt, nach dieser vielleicht schlimmsten Prüfung, Anzeichen dafür. Die Schockstarre löse sich langsam, findet er. Wer noch ein Leben habe, fange allmählich wieder an, es in Gang zu bringen.

Das Haus, das nicht mehr Davids ist. Ein Haus mit 13 Menschen darin. Jemand hat Reis, Nudeln und Trinkwasser gebracht. Einfach so. Einer, der was hatte, hat davon abgegeben. Das Haus hat drei Räume, aber nachts schlafen sie alle in einem, dem vorderen mit der Tür nach draußen.

Man wolle zusammen sein, sagt David, und man wolle auch schnell flüchten können. Jeden Tag seit dem großen Beben habe es Nachbeben gegeben, und auch an diesem Abend wird die Erde nochmal wackeln. Es ist 19.15 Uhr, als man deutlich spürt, wie sich etwas hebt und senkt, auch eine Seitwärtsbewegung ist zu fühlen, als rege sich unter der Oberfläche ein großes Tier. Anderswo gehen Menschen für so was in einen Spaßpark, sagt David und lacht.

Er ist jetzt 49 Jahre alt. Wird er nochmal von vorne anfangen? "Ich werde nicht jünger, aber ich denke schon, dass ich es könnte. Das Stück Land in Lhoknga ist immer noch meins." Und draußen im Meer warten Wellen, schöne Wellen, die wollen geritten werden.

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