Rellingen:"Es wäre ihnen egal gewesen"

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Die mutmaßlichen Bombenbauer von Rellingen hätten nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Tote in Kauf genommen - den Anschlag planten sie aus Frust.

Beim geplanten Sprengstoffanschlag auf ein Stadtfest in Rellingen in Schleswig-Holstein hätten die Tatverdächtigen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Tote in Kauf genommen. "Wenn jemand drauf gegangen wäre, wäre es ihnen egal gewesen", sagte der Itzehoer Oberstaatsanwalt Friedrich Wieduwilt.

Das Wohnhaus des mutmasslichen Bombenbauers Andre M. in Rellingen. Er und ein gleichaltriger Mann wollten offenbar einen Anschlag auf ein Volksfest in dem schleswig-holsteinischen Ort verüben. (Foto: Foto: AP)

Bei einer Explosion der bei Hausdurchsuchungen sichergestellten Sprengstoffsubstanzen auf dem Stadtfest hätte es demnach Verletzte, möglicherweise auch Tote geben können. Gegen die zwei 19-Jährigen wurde auch wegen Verabredung zum Mord Haftbefehl erlassen. Sie sind bereits wegen vieler Delikte polizeibekannt. Unter anderem wird ihnen die Sprengungen eines Zigarettenautomaten, Brandstiftung und Sachbeschädigung zur Last gelegt.

Die mutmaßlichen Bombenbauer schweigen

Die beiden mutmaßlichen Bombenbauer schweigen zum Anschlags-Vorwurf auf ein Volksfest. Vor dem Haftrichter hätten sie keine Angaben zur Sache gemacht, bei der Polizei jedoch die ihnen vorgeworfene Sprengung eines Automaten eingeräumt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Itzehoe, Friedrich Wieduwilt. Gegen die beiden 19-Jährigen war am Mittwochabend Haftbefehl wegen Fluchtgefahr erlassen worden.

Derzeit laufen die Ermittlungen zu den Hintergründen laut Polizei auf Hochtouren. Es müssten zahlreiche sicher gestellte Gegenstände, Datenträger und weitere Spuren ausgewertet werden, sagte ein Polizeisprecher. Bei den jungen Männern hatten Ermittler am Dienstag Substanzen zur Produktion von Sprengstoff gefunden. Hinweise auf politische oder fremdenfeindliche Motive lägen nicht vor, teilte die Polizei mit. Hintergrund für die Anschlagspläne auf das Volksfest seien Frust und persönliche Gründe.

Tipp aus dem Umfeld der Verdächtigen

Laut Polizei hatten die als gewalttätig eingestuften Männer das so genannte Apfelfest in Rellingen am kommenden Wochenende im Visier. Auf die Spur der 19-Jährigen kamen die Ermittler nach der Sprengung eines Zigarettenautomaten im nahe gelegenen Ellerbek im Juli. Dabei wurde brisanter selbstgemischter Sprengstoff verwendet. Vor der Verhaftung hatten die Ermittler einen Tipp aus dem Umfeld der beiden Männer erhalten.

Die 19-Jährigen waren bereits polizeibekannt. Einer ist vorbestraft. Zudem sollen sie für Buttersäure-Attentate auf Häuser verantwortlich sein und 170 Fällen Reifen an Autos zerstochen haben. Sämtliche Taten seien aus persönlichen Motiven begangen worden. Es handle sich dabei nahezu ausnahmslos um Beziehungstaten, teilte Wieduwilt mit. Die Gemeinde Rellingen will das Fest wie geplant am Wochenende veranstalten. Erwogen werde, die Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen.

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