Reemtsma-Entführung:Jetzt fehlen nur noch die Millionen

Lesezeit: 1 min

Zwölf Jahre nach der Entführung des Hamburger Millionärs hat ein Komplize die organisierte Geldwäsche des Lösegelds gestanden.

Dirk Graalmann, Aachen

Der 59-jährige Bernd Dieter Kramer legte am Dienstag vor dem Aachener Landgericht ein Geständnis ab. "Grundsätzlich bekenne ich mich schuldig in allen Punkten", sagte Kramer zum Prozessauftakt.

Angeklagter Kramer: "Grundsätzlich schuldig." (Foto: Foto: ddp)

Anschließend schilderte er detailliert, wie er Millionensummen aus dem Lösegeld verstecken und über diverse Transaktionen waschen ließ. Es waren durchaus skurrile Geschichten, die der Angeklagte vor der 1. Großen Hilfsstrafkammer vortrug.

So hatte er etwa einen - inzwischen verurteilten - Aachener Physiotherapeuten als Kurier eingeschaltet, der mehrfach nach Madrid geflogen war, um das Lösegeld zu waschen. Einen Teil des Geldes habe dieser in seiner Praxis eingemauert, so Kramer. Zudem sagte der Angeklagte aus, bereits gewaschenes Geld zwischenzeitlich unter dem Gartenteich seines Bruders vergraben zu haben.

Außerdem will Kramer im Jahr 1998, zwei Jahre nach der Tat, dem Anwalt von Thomas Drach allein sechs Millionen Mark übergeben haben, die dieser in Osteuropa habe waschen wollen. Er selbst, so Kramer, habe versucht, acht Millionen Mark über die "Bulgarien-Schiene" sauber zu waschen. Das Vorhaben war nicht von Erfolg gekrönt, Kramer zumindest will selbst nach Sofia gereist sein, um die Transaktion abzuschließen.

Nur die für die Ermittler entscheidende Frage nach dem Verbleib des Lösegeldes konnte oder wollte Kramer nicht beantworten. Von den umgerechnet 15 Millionen Euro wurde bisher erst gut eine Million sichergestellt. Er glaube nicht, dass von dem Geld noch etwas übrig sei, sagte Kramer: "Ich denke, das ist alles verbraucht, irgendwo versickert, durch Fehlplanung und Fehlinvestition."

Drach hatte Reemtsma am 25. März 1996 aus dessen Haus entführt und nach 33 Tagen gegen Zahlung von damals 15 Millionen Mark sowie 12,5 Millionen Schweizer Franken freigelassen. Drach, der zwei Jahre später in Argentinien festgenommen werden konnte, wurde im März 2001 zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Im November 2006 dann ging Kramer, Drachs früherer Mit-Insasse der JVA Rheinbach, der Polizei in Brasilien ins Netz. Wie viele Jahre er in Haft verbringen muss, entscheidet nun das Aachener Landgericht. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

© SZ vom 29.10.2008/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: