Razzien bei "Hirntod Records":Todesdrohung per Rap-Video

Lesezeit: 1 min

In einer großangelegten Aktion hat die Polizei in Wohnungen von Berliner Rappern Waffen und Munition gefunden. Die jungen Männer produzieren Musik mit blutrünstigem Texten - und sollen in einem Video den Tod einer SPD-Abgeordneten besungen haben.

Oliver Das Gupta

"Hirntod Records" vertreibt nichts für zarte Gemüter. "Schlachthof", "Blutsport", "Amoklauf 2006" und "Flüsse aus Blut" heißen die offerierten Alben, die das Berliner Label feil bietet.

Cover des Albums "Blutsport", das bei dem Label Hirntod Records erschienen ist, (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de)

Einige der gewaltschwangeren Titel lösten nun offenbar eine Polizeiaktion in Berlin, Düsseldorf und Köln aus. Von drei jungen Beschuldigten ist die Rede, 21, 24 und 25 Jahre alt. Alle drei sollen auch Betreiber eines Musiklabels sein, das die CD "1. Mai Steinschlag" herausbrachte. Darin werden detailliert die brutale und grausame Tötung von Polizisten beschrieben.

Wie die Staatsanwaltschaft Berlin mitteilte, sollen sie unter anderem Videoclips hergestellt haben, in denen die Bundestagsabgeordnete Monika Griefahn (SPD) beleidigt sowie mit Verletzungen und dem Tode bedroht wird. Das Büro Griefahns wollte sich auf Anfrage von sueddeutsche.de nicht zu der Causa äußern. Die Ermittlungen sollten nicht gestört werden, hieß es.

"Griefahn" und "Skifahr'n"

Die Kulturexpertin beschäftigt sich seit einiger Zeit mit gewaltverherrlichender Rap-Musik. Erst vor wenigen Tagen hatte Griefahn sich hinter eine Aktion der Band und des Vereins Brothers Keepers gestellt, die unter anderem gegen die rassistische Platte "Neger Neger" des Rappers B-Tight mobil macht.

Im Jahr 2005 traf sie im Rahmen eines von einer Jugendzeitschrift organisierten Gesprächs mit deutschen Gewalt-Rappern zusammen, darunter der Berliner Musiker Sido. Der Rapper mit der Totenkopfmaske nahm nach dem Treffen ein Lied auf, reimte "Griefahn" auf "Skifahr'n". Sein Label Aggro Records lehnte es ab, den Song zu veröffentlichen.

Die aktuellen Aktionen hätten nichts mit dem Rapper Sido zu tun, sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Michael Grunwald im Gespräch mit sueddeutsche.de.

Ode an die Kalaschnikow

Bei dem Einsatz gegen die Hirntod-Macher, an dem auch Beamte des Spezial-Einsatzkommandos (SEK) beteiligt waren, wurden neben Datenträgern auch Waffen sichergestellt. Von Pistolen ist die Rede, von einem Patronengürtel. Und einem nicht gebrauchsfähigen Gewehr vom Typ AK 47, eine Kalaschnikow mit verschlossenem Lauf.

Ihre Begeisterung für die legendäre Waffe hatten die Gewalt-Rapper schon vorher kund getan. Einer ihrer Songs, der die Polizeiaktion mit ausgelöst hat, trägt den Titel "Meine AK 47".

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: