Rauschmittel:Cannabis, frisch aus NRW

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Am Niederrhein werden Unmengen von Drogenpflanzen angebaut - mit hohem technischen Aufwand.

Hans-Jörg Heims

Binnen weniger Wochen hat die nordrhein-westfälische Polizei mehrere Hallen entdeckt, in denen Cannabis massenhaft angebaut wurde. Die kurz vor Ostern bei einer groß angelegten Aktion in Wachtendonk (Kreis Kleve), Sonsbek (Kreis Wesel) sowie Pulheim (Rhein-Erft-Kreis) insgesamt gefundenen 18.400 Pflanzen hätten ausgereicht, um daraus eine Tonne Marihuana mit einem Marktwert von sechs Millionen Euro herzustellen.

Haschisch-Konsument raucht einen Joint (Foto: Foto: ddp)

Ein deutscher Elektroingenieur, der sich um die Bewässerung der Plantagen kümmerte, sowie zwei polnische Erntehelfer wurden verhaftet. Doch die Spur zu den Hintermännern führt in die Niederlande.

Künstliches Licht für 3000 Pflanzen

Ein Sprecher der Polizei in Viersen, die die Ermittlungen begleitet, bestätigte auf Anfrage der SZ, dass gegen drei namentlich bekannte Niederländer Haftbefehl erlassen und an die zuständigen Stellen im Nachbarland weitergeleitet wurde. Die drei Männer sollen die Hallen angemietet haben.

Durch Zufall entdeckte die Polizei, dass vor allem entlang des Niederrheins mit hohem technischen Aufwand Drogenpflanzen angebaut werden. Im Februar hatte sich ein Hallenbesitzer aus Kempen-St.Hubert gewundert, dass er die Mieter seiner Halle nicht erreichte.

Als er sich Zutritt verschafft hatte, staunte er nicht schlecht über das, was da in langen Reihen unter einer High-Tech-Bewässerungs- und Beleuchtungsanlage gedeihte. 3000 Cannabispflanzen wuchsen unter künstlichem Licht. Zwei Männer wurden vorläufig festgenommen. Aus sichergestellten Unterlagen ergaben sich Hinweise auf die drei nun vor Ostern beschlagnahmten Plantagen.

Generalstabsmäßige geplant

Seit in den Niederlanden gegen den Anbau von Drogenpflanzen schärfer vorgegangen wird, stellen deutsche Ermittler ein verstärktes Ausweichen in die Grenzregion des Nachbarlandes fest.

Bereits vor zwei Jahren wurden zwei Hallen in Mönchengladbach mit Hanfplantagen entdeckt, allerdings auch nur, weil ein Defekt in der Technik ein Feuer verursacht hatte.

Ebenfalls durch zwei Brände stieß die Polizei in Kaldenkirchen im Sommer 2005 auf 8500 Cannabis-Pflanzen. Auslöser für die Brände war offenbar, dass die Anlage illegal an das Stromnetz angeschlossen wurde. Gleichwohl registrieren die Ermittler eine Professionalität bei den Drogenbanden aus dem Nachbarland. Ankauf, Pflege, Ernte und Transport werden generalstabsmäßig geplant.

Im nordrhein-westfälischen Innenministerium heißt es, man sei sich seit längerer Zeit des Problems bewusst. Es gebe zwar eine enge Kooperation zwischen den Polizeibehörden, doch gemeinsame Ermittlungen seien so lange nicht möglich, wie ein entsprechendes Abkommen vom Parlament in Den Haag nicht ratifiziert wurde.

© SZ vom 21. April 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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