Rätsel um verschwundene Flick-Leiche:Was weiß der Anwalt?

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Ein Nürnberger Anwalt wollte gegen 100.000 Euro offenbaren, wo die verschwundene Leiche von Friedrich Karl Flick ist. Nun hat er sein Mandat niedergelegt.

Im mysteriösen Fall um den verschwundenen Sarg mit der Leiche des Milliardärs Friedrich Karl Flick hat der Nürnberger Anwalt Wolfgang Spachmüller einen Rückzieher gemacht. Er habe sein Mandat beendet, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Hintergrund: Der Anwalt hatte behauptet, er wüsste von seinem Mandanten, wo der gestohlene Sarg samt Leiche liegt.

Der Grabstein des vor zwei Jahren verstorbenen Milliardärs Karl Flick. (Foto: Foto: dpa)

Nun aber will er sich nicht mehr zu dem Fall äußern. Vor wenigen Tagen sah dies noch anders aus: Er hatte als Mittelsmann mit der Familie Flick Kontakt aufgenommen - und für eine Belohnung in Höhe von 100.000 Euro mitteilen wollen, wo sich die Leiche befindet. Gleichzeitig forderte er ein Anwaltshonorar von 11.900 Euro - und Straffreiheit für seinen Mandanten.

Die Anwaltskanzlei, für die Spachmüller bis Anfang des Monats arbeitete, distanzierte sich deutlich von ihm. Seniorpartner Roman B. Peter sagte: "Der Fall ist eine Pietätlosigkeit sondergleichen."

Peter deutete an, bei Spachmüllers ehemaligen Mandanten habe es sich nicht um die Täter gehandelt. Spachmüller habe sich vielmehr zum Organ von "Träumern" machen lassen, denen es nur um Geld gegangen sei. Zwar sei Spachmüllers Handeln nach seiner Einschätzung nicht strafbar, sagte Peter. Spachmüller habe aber unverantwortlich gehandelt.

In einer Mitteilung der Kanzlei hieß es über den Anwalt: "Von seinem Vorgehen distanzieren wir uns ausdrücklich. Wir sind über die begangene Pietätlosigkeit entsetzt und bringen unser Mitgefühl gegenüber Familie Flick zum Ausdruck."

Der Fachanwalt für Versicherungs- und Verkehrsrecht, arbeitet inzwischen nicht mehr für die Kanzlei. Dies sei bereits am 3. Dezember vereinbart worden, sagte Peter. Spachmüller, der kürzlich bei der Wahl des CSU-Kandidaten für den Bundestagswahlkreis Nürnberg-Süd unterlegen war, betonte, sein Ausscheiden aus der Kanzlei habe nichts mit dem Fall Flick zu tun.

Wegen des Verdachts versuchter Erpressung habe die milliardenschwere Familie Flick eine Anzeige gegen den Juristen stellen lassen, sagte am Montag der Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Johannes Mocken. Eine Anzeige wegen Begünstigung von Straftätern liege bereits vor. Ob Ermittlungen eingeleitet werden, sei allerdings völlig offen.

Unbekannte hatten den Sarg Flicks Mitte November vom Friedhof in Velden in Kärnten in Österreich gestohlen. "Aufgrund der aktuellen Hinweislage können wir sicher sein, dass die Spur ins Ausland führt", zitierte die Tageszeitung Österreich den Kärntner Chefermittler Hermann Klammer.

Der Nürnberger Jurist habe sich bereits am 8. Dezember, wenige Tage nachdem die Familie Flick 100.000 Euro Belohnung für Hinweise ausgelobt hatte, bei der Familie gemeldet, sagte Jörg-Andreas Lohr, der Vorsitzende der Flick- Familienstiftung.

Man habe den Kontakt auf Anraten der österreichischen Ermittler aufrechterhalten, die sich Spuren zu den Tätern erhofften, sagte Lohr. Nach der Ablehnung der Forderungen am 15. Dezember habe sich der Anwalt aber nicht mehr gemeldet. "Das ist ein ungeheuerlicher Vorgang", sagte Lohr. Er habe im Namen der Witwe Ingrid Flick die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Es sei nahe liegend, dass der anonyme Mandant des Anwaltes der Täter oder jemand aus dessen Umfeld ist.

Wegen des Verdachts versuchter Erpressung habe die milliardenschwere Familie Flick eine Anzeige gegen den Juristen stellen lassen, sagte am Montag der Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Johannes Mocken. Eine Anzeige wegen Begünstigung von Straftätern liege bereits vor. Ob Ermittlungen eingeleitet werden, sei allerdings völlig offen.

Falls der Anwalt nur für Hinweisgeber verhandele, die mit der Tat selbst nichts zu tun haben, sei sein Verhalten rein rechtlich nicht zu beanstanden. "Feilschen um die Höhe der Geldzahlung ist vielleicht geschmacklos, aber nicht strafbar", sagte Mocken.

Der in Deutschland geborene Milliardär Friedrich Karl Flick war am 5. Oktober 2006 in seiner Villa am Wörthersee im Alter von 79 Jahren gestorben und wurde in einem etwa 200 Kilogramm schweren Sarg in der Familiengruft begraben.

© sueddeutsche.de/dpa/hai/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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