Rache-Ritual:Kahlrasur statt Blutrache

Eine unblutige Methode, Familienfehden auszutragen, haben sich Dorfbewohner in Oberägypten einfallen lassen: Zur Strafe muss der Schnurrbart ab.

Eine unblutige Methode, Familienfehden auszutragen, haben sich Dorfbewohner in Oberägypten einfallen lassen. Einwohner des Dorfes Al-Mahrusa in der Provinz Kena berichteten, Angehörige einer Familie aus dem Dorf hätten kürzlich nach einem Streit zwischen ihrem und einem anderen Clan einen Mann aus der verfeindeten Familie verschleppt und ihm seinen Schnurrbart, die Augenbrauen und das Haupthaar abrasiert.

Anschließend ließen sie den Kahlköpfigen wieder frei. Als dieser zu seiner Familie zurückkehrte, waren seine Verwandten sehr empört. Denn der Schnäuzer gilt in dieser Region Ägyptens als Zeichen der Männlichkeit.

Resultat: Massenschlägerei

Daher zogen die Angehörigen des Kahlgeschorenen nun voller Rachedurst los, um sich einen Mann aus dem gegnerischen Clan zu schnappen. Sie rasierten auch ihm den Kopf und das Gesicht und feuerten anschließend Freudenschüsse ab - was wiederum die gegnerische Seite auf den Plan rief und schließlich in einer Massenschlägerei zwischen beiden Großfamilien endete.

Die Polizei und mehrere Lokalpolitiker intervenierten und nach hitzigen Debatten auf der Polizeistation versöhnten sich schließlich alle Beteiligten. Einige Familien haben nun in ihren Empfangsräumen für Gäste Zettel aufgehängt, auf denen steht: "Pass auf Deinen Schnurrbart auf!" Als Oberägypten wird die Region zwischen Minia im Norden und Assuan im Süden bezeichnet.

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