Prügelstrafe in Malaysia:Stockhiebe aufgeschoben

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Auf Alkoholgenuss stehen für Muslime in Malaysia Stockhiebe. Eine junge Frau hat Bier getrunken und es zugegeben. Geschlagen wurde sie trotzdem nicht. Obwohl sie die Strafe will.

Eine junge Frau verbringt einen Abend in einer Hotelbar. Sie ist Model, Muslimin und stammt aus Malaysia. In dem südostasiatischen Land ist Muslimen der Alkoholgenuss verboten. Weil die 32-Jährige in der Bar mit einem Bier erwischt wurde, drohen ihr jetzt sechs Stockhiebe als Strafe. Sie wurde von Polizisten von zu Hause abgeholt und sollte ins Gefängnis gebracht werden. Dann brachten sie die Beamten unbeschadet wieder zurück. Die Frau will das nicht akzeptieren: Sie will ihre Strafe haben.

Kartika Sari Dewi Shukarno (links) will das Urteil annehmen und sechs Stockhiebe dafür empfangen, dass sie in einer Hotelbar Bier getrunken hat. Sie will nicht, dass Amnesty International sich für sie einsetzt. (Foto: Foto: AP)

Kartika Sari Dewi Shukarno hatte sich mit einem Kuss von ihrer fünfjährigen Tochter verabschiedet, ehe sie in Begleitung ihrer Schwester in das Polizeifahrzeug stieg. Dabei richtete sie kein Wort an die zahlreichen Journalisten, die sich vor ihrem Haus in der Nähe von Karai im nordmalaysischen Staat Perak versammelt hatten. Die Schwester erklärte nach der unbeschadeten Rückkehr nach Karai, Kartika sei wegen der unerwarteten Verzögerung sehr gestresst.

Das malaysische Model Kartika Sari Dewi Shukarno ist der Bestrafung mit sechs Stockhieben wegen Biertrinkens allerdings nach Behördenangaben nur für die Zeit des Fastenmonats Ramadan entgangen. Die Vollstreckung der Strafe ist überraschend ausgesetzt worden. Zugleich wurde betont, dass die Bestrafung nicht gestrichen, sondern nur verschoben sei.

Strafe nur zeitweise ausgesetzt

Der für Religionsangelegenheiten zuständige Abgeordnete Mohamad Sahfri Abdul Aziz erklärte, die Generalstaatsanwaltschaft habe die Bestrafung aus Gründen des Mitgefühls bis nach dem Ende des Ramadans verschoben. "Das Urteil ist nicht gestrichen worden", betonte er.

Sollte das Urteil tatsächlich vollstreckt werden, dann wäre Kartika die erste Frau in Malaysia, bei der die Prügelstrafe angewendet wird. Amnesty International richtete am Freitag einen Appell an die Behörden, von den Stockhieben abzusehen. Kartika wies diese Intervention jedoch zurück und erklärte, sie akzeptiere die Strafe, weil sie das Gesetz respektieren wolle.

Für die Bestrafung soll der Staatsanwaltschaft zufolge ein leichterer Rattanstock als bei Männern zur Anwendung kommen. Außerdem soll die Verurteilte dabei bekleidet bleiben. Ziel sei es, die Verurteilte mehr "zu erziehen", als sie zu bestrafen.

© sueddeutsche.de/AP/AFP/dpa/abis/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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