Prozess um S-Bahn-Stoß:"Es hätte jeden treffen können"

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Eine 20-Jährige hat vor dem Berliner Landgericht gestanden, einen dunkelhäutigen Afrikaner vor einen S-Bahnzug gestoßen und rassistisch beschimpft zu haben.

Eine 20-Jährige hat vor dem Berliner Landgericht gestanden, einen dunkelhäutigen Afrikaner vor einen S-Bahnzug gestoßen und rassistisch beschimpft zu haben.

Der 19-Jährige überlebte den Sturz, weil ihn Zeugen von den Gleisen retteten. (Foto: Foto: ddp)

Die Frau erklärte am Montag zum Prozessauftakt, sie schäme sich. Der Neuköllnerin wird versuchter Mord aus Heimtücke und Beleidigung vorgeworfen. Eigenen Angaben nach wollte die Angeklagte den Mann bei der Attacke am 2. März weder töten noch verletzen. Die Hautfarbe habe keine Rolle gespielt. Es hätte auch andere treffen können.

Sie habe getrunken und sei ausgerastet. "Ich bedaure, dass ich jemandem ohne Anlass Schlimmes angetan habe", hieß es in der Erklärung der Angeklagten, die von ihrer Verteidigerin verlesen wurde.

Todesangst in den Augen

Der 19-jährige Angolaner wurde nach dem Sturz ins Gleisbett in der S-Bahnstation Frankfurter Allee von Passanten gerettet. Nach Angaben des S-Bahnfahrers gab es keinerlei Chance, den Zug rechtzeitig zu stoppen. Der Afrikaner wäre nach Einschätzung des 43-jährigen Zeugen zumindest verletzt worden.

"Ich sah die Todesangst in seinem Gesicht", erinnerte sich der Zugführer. Die Augen der Angeklagten hingegen seien von Hass erfüllt gewesen, sagte der S-Bahn-Mitarbeiter. Ob es sich um Rassismus handele, sei Spekulation.

Der in Deutschland aufgewachsene Lehrling hatte schlaflose Nächte und wird weiterhin betreut. Er habe Angst gehabt, als er auf dem Gleis die Lichter der Bahn sah, sagte er. Nach seiner Rettung hätten ihn Passanten beruhigen müssen. Er habe sich nicht verletzt. Die Beleidigung "Nigger" sei aber eines der schlimmsten Schimpfwörter.

Die Angeklagte hat ihrer Version nach eine nur bruchstückhafte Erinnerung. Sie habe den Mann beschimpft und geschubst. Von dem Sturz wisse sie nichts mehr. Sie könne sich nicht erklären, warum sie so ausgerastet sei. Mit Freunden habe sie zuvor getrunken. An der S-Bahn habe der Mann sie angestarrt. "Das nahm ich zum Vorwand, ihn anzumachen", schilderte die Berlinerin den Tatverlauf.

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