Prozess um Kujau-Fälschungen:Bewährte Familientradition

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Es liegt wohl in der Familie: Konrad Kujau war ein Meister der Fälschungen. Nun wurden seine Fälschungen gefälscht - von einer Verwandten.

Konrad Kujau verkaufte einst sehr erfolgreich "Meisterfälschungen" von berühmten Malern. Nun wurden seine Fälschungen selbst gefälscht - von einer entfernten Verwandten.

Der als Fälscher der Hilter-Tagebücher bekannt gewordene Konrad Kujau präsentiert ein nachgemaltes Gemälde von Paul Gaugin - "Frauen mit Mangofrüchten". Das  Foto stammt von 1998; Kujau starb im Jahr 2000. (Foto: AP)

Kujau gelangte in den Achtzigern zu Berühmtheit, als er dem Magazin Stern von ihm geschriebene Tagebücher verkaufte, die er für die Tagebücher Hitlers ausgab. Nach der Gefägnisstrafe nutzte er seine Bekanntheit aus und malte Gemälde berühmter Meister nach, um sie als "Meisterfälschungen" zu verkaufen.

Eine entfernte Verwandte des Kunstfälschers muss sich nun in Dresden vor Gericht verantworten, weil sie falsche Fälschungen verkauft hat. Sie soll zwischen 2003 und 2006 Billigbilder aus Fernost als Werke von Kujau ausgegeben und die Käufer so um rund 300.000 Euro betrogen haben. Zu Prozessbeginn vor dem Dresdner Landgericht warf die Staatsanwaltschaft der 51-Jährigen Betrug und Urkundenfälschung in mehr als 300 Fällen vor.

Nach Erkenntnissen der Fahnder handelte es sich bei den angeblich originalen Kujau-Fälschungen bekannter Maler wie Dali, Klimt oder Kandinsky um Massenware, die nur wenige Dollar kostet.

Die Angeklagte räumte die Vorwürfe in rund 40 Fällen ein. Sie habe gewusst, dass die Bilder nicht oder nur teilweise von Kujau stammten. Manche Gemälde hätten nicht einmal die Signatur von Kujau. Sie gab auch zu, die Kunden mit "Echtheitszertifikaten" angelockt zu haben. "Ich hätte es nicht machen dürfen", sagte sie.

Die - nach eigenen Angaben - entfernte Verwandte Kujaus kann dennoch mit einer Bewährungsstrafe rechnen. Das Gericht stellte ihr und einem Mitangeklagten, der bei dem Betrug geholfen haben soll, nach Absprache mit den Prozessbeteiligten eine vergleichsweise milde Strafe von maximal zwei Jahren auf Bewährung für den Fall eines Geständnisses in Aussicht.

Der Vorsitzende Richter begründete dies mit der langen Verfahrensdauer und einer Vielzahl von Schwierigkeiten. So seien bis heute erst 40 Bilder begutachtet worden.

Die Angeklagte hatte ihn nach der Wende kennengelernt und in der Folge für ihn in Ostdeutschland Ausstellungen organisiert. Nach seinem Tod im Jahr 2000 eröffnete sie unter anderem in Dresden eine Galerie. Über Kujaus Erfolg als Fälscher sagt sie: "Er hat unglaublich viel verkauft". Pro Tag habe er bis zu fünf Bilder gemalt.

Die Ermittlungen waren 2005 ins Rollen gekommen, weil eine "Meisterschülerin" Kujaus wegen der Vielzahl von Auktionen im Internet Verdacht geschöpft und Anzeige erstattet hatte. Der Prozess sollte ursprünglich bis Ende Oktober andauern. Nach dem Geständnis könnte das Urteil bereits Ende nächster Woche fallen.

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