Prozess um Flugkatastrophe bei Überlingen:"Die Worte wären besser früher gefallen"

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Die Hinterbliebenen des Flugzeugunglück von Überlingen Mitte 2002 trauern bis heute. Nun hat sich der Chef der Schweizer Flugsicherung Skyguide am Rande des Strafprozesses entschuldigt.

Der amtierende Skyguide-Chef Francis Schubert sprach am Montag persönlich mit den Hinterbliebenen der Katastrophe. Es war die erste persönliche Entschuldigung der Skyguide-Führung bei Angehörigen der 71 Opfer der Flugzeugkollision vom 1. Juli 2002.

Hinterbliebene zeigen am Rande des Prozess Bilder der verstorbenen Kinder (Foto: Foto: AP)

Er spreche im Namen der Geschäftsführung und aller Mitarbeiter, sagte er im schweizerischen Bülach in einer Verhandlungspause zu einem Sprecher der Vereinigung der Hinterbliebenen. Dieser entgegnete, er verstehe Schuberts Worte, doch wären sie besser früher gefallen.

Schubert sagte, er entschuldige sich für all das, was bei Skyguide passiert sei und zum Unglück beigetragen habe. Skyguide sei offen für Gespräche mit Angehörigen auf menschlicher Ebene. Schubert steht seit Dezember 2006 an der Skyguide-Spitze, nachdem Vorgänger Alain Rossier entlassen worden war.

Während des Prozesses sagte heute am Montag ein ein Gutachter aus. Demnach waren Organisations- und Sicherheitsmängel bei der Schweizer Flugsicherung Skyguide für die Flugzeug-Katastrophe verantwortlich. Das Unglück hätte verhindert werden können, sagte der österreichische Experte Peter Grössenbrunner vor dem Bezirksgericht im schweizerischen Bülach bei Zürich.

Die Staatsanwaltschaft wirft acht Skyguide-Mitarbeitern fahrlässige Tötung vor. Die Angeklagten selbst erklärten sich für unschuldig und machten den Fluglotsen, der in der Unglücksnacht allein Dienst tat und später ermordet wurde, allein für den Zusammenstoß von zwei Flugzeugen verantwortlich. Ein Termin für die Urteilsverkündung steht noch nicht fest.

Begleitet wurde die Verhandlung von einer Demonstration Hinterbliebener. Auf einem Transparent hieß es: "Skyguide ist am Tod unserer Kinder und Verwandten Schuld." Der amtierende Skyguide-Chef Francis Schubert entschuldigte sich persönlich bei den Angehörigen.

Am 1. Juli 2002 waren eine russische Tupolew-Passagiermaschine und eine Fracht-Boeing im von Skyguide kontrollierten Luftraum bei Überlingen kollidiert. Alle 71 Insassen kamen ums Leben, unter ihnen 49 Kinder aus der russischen Teilrepublik Baschkirien.

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