Provinz Kerman im Südosten des Landes verwüstet:Tausende Tote bei Erdbeben in Iran

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Ein Erdbeben mit verheerenden Folgen hat den Südosten Irans heimgesucht. Bei dem Erdstoß der Stärke 6,3 kamen mehr als 6000 Menschen ums Leben, 30.000 wurden verletzt. Viele Opfer werden noch unter den Trümmern vermutet. Die Regierung in Teheran hat das Ausland um Hilfe gebeten - benötigt werden vor allem Spürhunde und Suchgerät.

Besonders betroffen war die Stadt Bam. Die Zerstörungen in der 80.000 Einwohner zählenden Stadt überstiegen jede Vorstellungskraft, sagte der Abgeordnete Hassan Choschru, der die verwüstete Provinz Kerman im Parlament vertritt.

Die am stärksten betroffene Stadt Bam liegt im Südosten des Irans (Foto: Foto: dpa)

Die Schätzung der Zahl der Opfer beruhten auf Angaben von Rettungskräften. Eine Lagebeurteilung aus der Luft ergab, dass mehr als 60 Prozent der Häuser in Bam zerstört sind. Auch zwei Krankenhäuser brachen zusammen. "Das Erdbeben hat die Stadt getroffen, als die meisten Leute im Bett waren", sagte der Abgeordnete Choschru.

Deswegen sei die Zahl der Todesopfer besonders hoch. Die Altstadt von Bam sei nahezu zerstört, sagte der Gouverneur der Provinz Kerman, Mohammed Ali Karimi. Zu den eingestürzten Gebäuden zählt auch die Zitadelle von Bam, deren älteste Teile 2000 Jahre alt sind.

Das Epizentrum des Bebens lag in der Umgebung von Bam. Dem Erdstoß um 05.28 Uhr Ortszeit (02.58 Uhr MEZ) folgten mehrere Nachbeben. Auch aus den Ortschaften der Umgebung von Bam wurden Schäden gemeldet. In der Region leben etwa 230.000 Menschen.

Wasserversorgung zerstört

Zur Versorgung der Verletzten riefen die Behörden zu Blutspenden auf. Der iranische Rote Halbmond, das islamische Pendant zum Roten Kreuz, teilte mit, dass Rettungskräfte aus zahlreichen Landesteilen nach Bam eilten. "Wir tun alles, was wir können, um die Verletzten zu retten und die Toten zu bergen", sagte Gouverneur Karimi im staatlichen Fernsehen. "Viele Menschen sind unter den Trümmern begraben."

Telefonverbindung unterbrochen

Ein Reporter des türkischen Fernsehsenders NTV berichtete, Bam sehe aus wie nach einem Bombenangriff. "Die Leute versuchen, Leichen aus den Trümmern zu bergen." Einige Einwohner hätten begonnen, in die 190 Kilometer nordwestlich gelegene Provinzhauptstadt Kerman zu marschieren, um von dort mehr Hilfe zu fordern.

In die Krankenhäuser von Kerman wurden mehrere hundert schwerverletzte Einwohner von Bam gebracht, wie das staatliche iranische Fernsehen berichtete. Die Telefonverbindungen in die Umgebung von Bam waren unterbrochen. Auch die Wasser- und Stromversorgung in der Stadt brachen zusammen, wie die amtliche Nachrichtenagentur IRNA meldete.

Augenzeugenberichten zufolge waren viele Häuser dem Erdboden gleichgemacht. Durch die Straßen irrten weinende Kinder und obdachlos gewordene Einwohner, die sich zum Schutz vor der Kälte in Decken hüllten. Die Stadt war voll mit Krankenwagen und verzweifelten Menschen, die in den Trümmern nach ihren Angehörigen suchten und letzte Habseligkeiten retten wollten.

Das Gesundheitsministerium in Teheran bat internationale Organisationen um Hilfe. Am wichtigsten seien jetzt Desinfektionsmittel, Anlagen für die Trinkwasserversorgung, Pumpen und Stromgeneratoren.

Rau, Schröder und Putin kondolieren

In Berlin reagierten Bundespräsident Johannes Rau und die Bundesregierung mit Bestürzung auf die Nachricht. Rau sprach dem iranischen Präsidenten Mohammed Chatami seine Anteilnahme aus.

Es werde alles getan, um den Betroffenen jede Hilfe zur Verfügung zu stellen, betonte Bundeskanzler Gerhard Schröder in einem Kondolenzschreiben. Voraussichtlich werden eine Rettungsmannschaft des Technischen Hilfswerks (THW) und Anlagen zur Wasseraufbereitung nach Iran entsandt. Hilfsorganisationen riefen zu Spenden für die Opfer auf.

Der russische Präsident Wladimir Putin äußerte tiefes Mitgefühl für die Opfer des Erdbebens und schickte Chatami ein Beileidstelegramm. Das Moskauer Ministerium für Notfallsituationen erklärte sich zur Katastrophenhilfe bereit.

Iran wurde in den vergangenen Jahren mehrmals von schweren Beben heimgesucht, die Stärke 6 ist keine Seltenheit. Nach einem schweren Erdstoß 1990 half das Deutsche Rote Kreuz, Suchhunde für den Katastrophenfall auszubilden.

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