Porno-Industrie in San Fernando Valley:Branche im Wartestand

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Seit einem Jahr müssen Pornodarsteller in Los Angeles Kondome bei den Dreharbeiten tragen. Doch nun schockt die HIV-Infizierung einer Darstellerin die Sexfilm-Industrie in Kalifornien.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es sollte eine erfolgreiche Woche für die Porno-Industrie im San Fernando Valley im Norden von Los Angeles werden. Am Mittwoch wurde der Film "Weiner and Me" veröffentlicht, eine frivole Parodie auf den Sexskandal um Anthony Weiner, Kandidat für das Bürgermeisteramt von New York City. Eine der von Weiner angeschriebenen Frauen, Sydney Leathers, spielt sich selbst in dem Film, der finanzielle Erfolg schien garantiert. Doch nun bangen Sydney Leathers und ihr Filmpartner, der Weiner-Darsteller Xander Corvus, um ihre Gesundheit, so wie die gesamte Branche: Corvus hatte kürzlich mit der Pornodarstellerin Cameron Bay gedreht - und jetzt kam heraus, dass Bay positiv auf HIV getestet wurde. Sämtliche Filmprojekte wurden aufgrund gesetzlicher Bestimmungen auf Eis gelegt.

Bay, 29, sagte in einem Interview mit dem Branchenmagazin Adult Video News, dass sie sich die Resultate nicht erklären könne und die Bestätigung weiterer Tests abwarten wolle: "Wenn auch die positiv sind, werde ich natürlich alles dafür tun, um das Bewusstsein für diese Krankheit zu verbreiten. Aber noch ist nichts bestätigt". Sie führe genau Buch über ihre Partner und wolle diese nun informieren. Der letzte negative Test datiere vom 27. Juli.

Die Enthüllung um eine mögliche Infizierung Bays kommt für die Pornoindustrie zu einer äußerst ungünstigen Zeit. Seit einem Jahr müssen Darsteller in Los Angeles bei den Dreharbeiten Kondome tragen, nachdem mehrere Schauspieler an Syphilis erkrankt waren. Die Industrie geht derzeit gegen diese Pflicht gerichtlich vor mit dem Argument, dass dieses Gesetz gegen die amerikanische Verfassung verstoßen würde - am vorvergangenen Freitag jedoch wies ein Bundesrichter eine Klage zurück. Der Verdacht liegt nahe, dass sich die Pornoproduzenten weniger um die Sicherheit ihrer Schauspieler oder die in der Verfassung garantierte Freiheit zur Ausübung sexueller Handlungen sorgen, sondern vielmehr um die Umsatzzahlen ihrer Filme. Pornostreifen, in denen die Darsteller keine Kondome tragen, lassen sich ganz offensichtlich besser verkaufen.

Nun dürfen keine Filme gedreht werden, bis medizinisch ausgeschlossen werden kann, dass weitere Schauspieler infiziert wurden. Das könnte Wochen dauern. "Wir werden jeden Darsteller testen, der mit dem ersten Patienten in Kontakt war", heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft Free Speech Coalition. Es könnte ein schlimmer Monat, ja ein schlimmes Jahr werden für die Pornoindustrie im San Fernando Valley.

© SZ vom 24.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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