Polizistinnenmord:Trauer in Heilbronn

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Einen Tag nach den Schüssen auf die beiden Polizisten ist ganz Heilbronn unter Schock. Kollegen wie Einheimische trauern um die tote junge Frau und bangen um den schwer verletzten Polizisten.

Der wichtigste Zeuge im Heilbronner Polizistenmord ringt nach den Kopfschüssen weiter mit dem Tod. Ärzte kämpften am Donnerstag um das Leben des 24-Jährigen, dessen 22 Jahre alte Kollegin bei einem Einsatz am Mittwoch auf der Theresienwiese von Unbekannten erschossen wurde.

Seither suchen 35 Beamte der Sonderkommission "Parkplatz" fieberhaft nach den Tätern. Mindestens zwei sollen es sein, wie ein Polizeisprecher sagte.

"Wir sind über den Schock noch nicht hinweg. Es hätte jeden von uns treffen können", sagte Polizeisprecher Thorsten Weidemann.

Noch keine heiße Spur

Trotz Trauer und Wut bei der Polizei setzten die Ermittler ihre Arbeit fort. Im Neckar suchten Taucher nach den Tatwaffen. Die Täter waren mit den Dienstwaffen der Opfer - Pistolen vom Typ P 2000 - und den Handschellen geflüchtet. Die Schüsse auf die beiden Polizisten seien aus zwei verschiedenen Waffen abfeuert worden, hieß es.

Bislang haben die Ermittler noch keine heiße Spur. Die Summe der Hinweise sei bislang noch "dürftig", hieß es. Allerdings gab es eine Aussage, die der Polizei immerhin eine eigene Pressemitteilung wert war: Eine Zeugin wurde von einem Mann beinahe umgerannt, der völlig außer Atem gewesen sein soll - und blutverschmiert.

Der Unbekannte rannte über die Fahrbahn und stieg dort in einen wartenden PKW, der sich anschließend mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Klingenberg entfernte, schrieb die Polizei. Diese Szene sollen auch zwei Radfahrer gesehen haben, die die Ermittler nun dringend suchen.

Heilbronn in Trauer

In Heilbronn - der Weinstadt am Neckar - sind die Zeichen der Trauer an vielen Stellen sichtbar: Am Rathaus und an der Polizeidirektion haben Mitarbeiter Trauerfahnen gehisst. Streifenwagen tragen auf Anordnung von Innenminister Heribert Rech (CDU) Trauerflor. Am Freitag liegt im Rathaus-Foyer ein Kondolenzbuch aus. In der Kilianskirche ist am Freitag 17.00 Uhr ein Trauergottesdienst geplant.

Auch Ministerpräsident Günther Oettinger meldete sich in der Causa zu Wort: Im Südwestrundfunk sagte der CDU-Politiker, möglicherweise handelte es sich um einen kaltblütigen Racheakt und einen gezielten Schlag gegen die Landespolizei. Dies konnte die Heilbronner Polizei nicht bestätigen. Die Rede war von "Spekulation".

Derweil reagierte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) erschüttert auf das Verbrechen: Der Bundesvorsitzende Konrad Freiberg sprach von "kaltblütigen Kopfschüssen", die "bei allen Polizeibeschäftigten im ganzen Land Entsetzen und tiefe Trauer ausgelöst" hätten.

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