Politikerbewerfen:Nimm dies, Tomate

Torte, Eier, Joghurt: Das Werfen von Essen auf Politiker ist als Disziplin fast so alt wie die politischen Spiele. Nun wurde Angela Merkel bei einem Wahlkampfauftritt mit einer Tomate attackiert. Ein selten schlechter Wurf.

Angela Merkel, so berichten Beobachter dieser Tage, sei erstaunlich gelassen bei ihren Auftritten, und es stimmt ja auch: Ganz offensichtlich kann sie kurz vor der Bundestagswahl nichts aus der Ruhe bringen, nicht einmal eine Tomate. Eine solche war ihr nun während eines Wahlkampfauftritts in Heidelberg entgegengeschleudert worden, allerdings von einem Mann, der offenbar im Politikerbewerfen eher nicht so begabt ist. Die Tomate verfehlte ihr Ziel deutlich, Merkel habe lediglich, hieß es, ein paar Spritzer an der Hüfte abgekommen, was wiederum kaum bis gar nicht zu sehen war, weil sie - die schlaue Kanzlerin! - einen tomatenroten Blazer trug. Das Politikerbewerfen ist eine Disziplin, die fast so alt ist wie die Olympischen Spiele, das Wurfgerät variiert dabei, und nicht immer ist der Ausgang so lapidar wie nun beim (Nicht-)Zusammentreffen der Tomate mit Merkel. Andere sind weniger glimpflich davongekommen, wobei neben diversen Farbbeutel- und Eier-Attacken auf Kohl, Trittin und Co. vor allem der Torten-Angriff auf die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht im Gedächtnis bleibt: Im Mai 2016 drückte ihr ein Mann, der sich danach abführen ließ, während des Parteitages eine Torte (Schokolade?) ins Gesicht, mit maximaler Wirkung. Lustig ist das nur für Außenstehende, weniger für den Be- und Getroffenen selbst, weshalb das Politikerbewerfen natürlich aufs Schärfste zu verurteilen ist. Menschen mit Gegenständen zu bewerfen ist barbarisch und plump, und wer für sein Ansinnen, den Politiker mittels Lebensmittelwurf lächerlich zu machen, auch noch eine Tomate auswählt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

© SZ vom 07.09.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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