Poker-Raub:Ausgespielt

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Der Raubüberfall auf ein Berliner Pokerturnier ist weitgehend aufgeklärt: Elf Tage danach hat sich ein Täter gestellt, ein zweiter wurde festgenommen.

O. Bilger u. W. Luef

Geht es nach der Berliner Staatsanwaltschaft, ist der spektakuläre Überfall auf das Pokerturnier im Nobelhotel Grand Hyatt "weitgehend aufgeklärt". Mit einer Einschränkung: Zwei weitere Verdächtige sind noch untergetaucht. Einen Mann nahm die Polizei am Mittwoch auf einem Berliner U-Bahnhof fest. Er sei jedoch noch nicht endgültig identifiziert, hieß es am Abend. Ein weiterer junger Mann sitzt bereits in Untersuchungshaft. Die Männer sollen gemeinsam am 6. März mit einer Machete und einer Pistole bewaffnet in das Hotel am Potsdamer Platz gestürmt sein und 242000 Euro erbeutet haben. Die vier im Alter zwischen 19 und 21 Jahren sind einschlägig bekannt.

Am Montag stellte sich ein 21-Jähriger der Polizei und nannte "nach intensiven Befragungen" die Namen seiner Komplizen, sagte Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra. Es ist jener Mann, der auf mehreren Fotos und Videos in roter Jacke zu sehen ist: Ein Wachmann hat ihn zu Boden gerissen und festgehalten, während die anderen drei Maskierten bereits flüchten wollten. Nach dem Kampf ließ er eine Tasche voller Geld zurück - angeblich mehrere hunderttausend Euro.

Er habe sich "wegen des großen Fahndungsdrucks" selbst gestellt, sagte Kamstra. Seit einigen Tagen besteht gegen ihn ein Haftbefehl. Das Kennzeichen des Fluchtautos brachte die Ermittler auf seine Spur. Die Beute haben die vier bereits aufgeteilt - der Anteil des 21-Jährigen befinde sich noch "bei Dritten", hieß es. Ob einer der Komplizen ein Insider des Pokerturniers war, blieb unklar: Der Verdächtige habe zwar von einem "Hinweis" gesprochen, wonach bei dem Turnier viel zu holen sei, habe aber keine Details genannt.

Sicher ist, dass er schon vor dem Raub am Tatort war, um die Lage zu erkunden. Kurzzeitig war auch ein 28-Jähriger verdächtigt worden. Er kam am Samstag wieder frei, hatte aber zumindest Kontakt zu den mutmaßlichen Tätern: Bei ihm wurde ein Zettel mit sechs Namen gefunden. Drei davon gehören zu den Tatverdächtigen. "Mit den anderen auf der Liste werden wir das Gespräch suchen", sagte Kriminaldirektor Stefan Teller.

Er wies außerdem darauf hin, dass er und seine Kollegen seit der Tat "rund um die Uhr ermittelt", etwa hundert Zeugen befragt und bestimmt "keinen Sekt kaltgestellt" hätten. Die Polizei war in die Kritik geraten, weil hochrangige Polizisten eine rasche Aufklärung ankündigten, die Ermittler selbst jedoch tagelang davon sprachen, noch keine heiße Spur zu haben. Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft Rainer Wendt nannte die Täter sogar "Dilettanten" und sprach von einer "neuen Dimension der Dummheit" von Verbrechern. Über manche dieser Aussagen hätten sich die Ermittler "maßlos geärgert", kritisierte Teller.

In einem Punkt schloss er sich dem Polizeigewerkschaftler Wendt an: Die Sicherheitsvorkehrungen hätten es den Tätern "relativ einfach gemacht". Für den reibungslosen Ablauf war die Berliner Spielbank verantwortlich, die wegen der Größe des Turniers mit fast 1000 Teilnehmern in das nebenan gelegene Hotel auswich. Statt Panzerglas gab es im Grand Hyatt nur einen brusthohen Tresen, hinter dem Angestellte mit mehreren hunderttausend Euro Bargeld hantierten. Zeitweise war nur ein Sicherheitsmann in der Nähe, der Hinterausgang war zudem unbewacht. Doch was im Nachhinein leichtsinnig erscheint, gab den Kontrolleuren der Senatsverwaltung für Inneres und Sport vor dem Turnier "keinen Anlass zu Beanstandungen", wie eine Sprecherin erklärt.

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