Plauen:Mutter: Babys waren "plötzlich tot"

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Nach dem Fund dreier Babyleichen im sächsischen Plauen ist noch immer unklar, wann und wie die Kinder ums Leben kamen. Die Stadt bestreitet jegliche Verantwortung: Es habe sich nicht um eine Problemfamilie gehandelt.

Nach dem Fund dreier Babyleichen im sächsischen Plauen sind die Hintergründe des Falles weiter offen. Aufschluss darüber, wann und wie die Mädchen ums Leben kamen, erhofften sich die Ermittler am Donnerstag von der Obduktion der beiden zuletzt entdeckten Leichen.

Tote Babys in Plauen: Gerichtsmediziner betreten das Haus, in dem eine Babyleiche gefunden worden ist (Foto: Foto: Reuters)

"Wir prüfen zunächst, ob irgendwelche äußeren Verletzungen festzustellen sind", sagte der Sprecher der Chemnitzer Staatsanwaltschaft, Bernd Vogel. Die rechtsmedizinischen Untersuchungen an den zum Teil stark verwesten Körpern seien schwierig. "Wir müssen auch herausfinden, ob die Babys nach ihrer Geburt überhaupt gelebt haben." Ein endgültiges Ergebnis werde erst in einigen Tagen feststehen.

Mittels eines DNA-Tests soll zudem festgestellt werden, ob der 28 Jahre alte Lebensgefährte der Frau der Vater der toten Mädchen ist.

Im Falle des vor mehr als eine Woche gefundenen Babys hatte die Mutter zunächst behauptet, dass es aus einer Affäre stamme. Unklar ist weiterhin, wie der Freund der Mutter von zwei Schwangerschaften nichts bemerkt haben könne. Ein Motiv sei noch nicht erkennbar, sagte Vogel.

Umfeld der Familie ahnte nichts

In der Vogtlandstadt hatte die Polizei in den vergangenen Tagen im Umfeld der 28-jährigen Mutter die Leichen dreier Säuglinge entdeckt. Die arbeitslose Frau sitzt wegen Verdachts des Totschlags in drei Fällen in Untersuchungshaft.

Die Staatsanwaltschaft bezweifelt ihre Version, dass die Babys "plötzlich tot" gewesen seien. Die drei Mädchen kamen im Februar 2002, im Januar 2004 und im September 2005 zur Welt.

Die erste Tochter namens Celine wurde im Krankenhaus geboren, die beiden anderen will die Frau allein zu Hause entbunden haben. Angemeldet wurden die Kinder nie. An der Leiche von Celine konnten die Rechtsmediziner zunächst keine Spuren von Gewaltanwendung feststellen.

Die Stadt schloss eine Mitschuld der Behörden aus. "Wenn nicht einmal das engste Umfeld der Mutter etwas mitbekommen hat, wie sollen wir dann etwas erfahren?", sagte Stadtsprecherin Silvia Weck.

Noch kein Geständnis

Die sterblichen Überreste der kleinen Celine hatte die Polizei bereits vor einer Woche in einem Koffer bei Verwandten gefunden, die beiden anderen wurden dann am Dienstag und Mittwoch in einer anderen Wohnung in der Tiefkühltruhe und auf dem Balkon entdeckt.

Bisher gibt es kein Geständnis der Mutter, die noch zwei Söhne im Alter von einem und sieben Jahren hat. Die beiden Jungen sind bei Verwandten untergebracht und werden vom Jugendamt betreut.

Das Entsetzen über die Tat war auch am Tag nach Bekanntwerden der beiden weiteren Leichen groß. "Mir geht die Sache nicht aus dem Kopf, es macht mir persönlich schwer zu schaffen", sagte Weck. "Das war aus unserer Sicht keine Problemfamilie."

Der Lebensgefährte habe ein regelmäßiges Einkommen gehabt, Sozialleistungen seien nie beansprucht worden. Der älteste Sohn der Familie sei in Kindertagesstätte und Schule nicht aufgefallen.

© dpa/bavo/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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