Patenschaften:Wie Hochs und Tiefs zu ihren Namen kommen

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Seit 2002 können Kunden dafür zahlen, dass ihr Wunschname im Wetterbericht genannt wird.

Patrick Bernau

Schon seit 1954 begann die Freie Universität Berlin, Hoch- und Tiefdruckgebiete zu taufen. Bekannt wurde diese Praxis im Februar 1990, als zwei Orkane mit den griffigen Namen "Vivian" und "Wiebke" über Deutschland hinwegzogen. Seither folgten zum Beispiel Sturm "Lothar" Ende 1999 - und diesen Sommer die Hitzewelle des Hochs "Michaela".

Zu kaufen gibt es die Hochs und Tiefs seit dem letzten Jahr. Der Grund: Der Universität fehlte das Geld, um ihre Wetterstation in Berlin-Dahlem 24 Stunden am Tag mit einem Mitarbeiter zu besetzen.

Nun suchen zahlende Kunden die Namen von Hochs und Tiefs aus. Dabei nimmt die Uni nur gebräuchliche Vornamen an; Doppelnamen, Nachnamen und Firmennamen sind nicht erlaubt.

Hochs sind seltener und halten länger

Bis zu 45.000 Euro kann die Universität so im Jahr einnehmen. Ein Hochdruckgebiet kostet 299 Euro, ein Tief 199. Denn Hochs sind seltener und halten länger: Die 50 bis 60 Hochdruckgebiete im Jahr sind meist zwischen drei Tagen und einer Woche in der Atmosphäre, die 150 Tiefs nur zwei bis vier Tage.

Schon 1998 hatten die Berliner Meteorologen ihre Praxis geändert. Bis hatten dahin sie alle Hochs auf Männernamen getauft, die Tiefs waren weiblich. Doch eine Diskriminierungs-Diskussion kam auf; seither wechseln sich Männer und Frauen jedes Jahr ab. Nach wie vor ist die Reihenfolge der Vornamen streng alphabetisch, das erste Hoch und das erste Tief des Jahres beginnen mit "A".

Universität rät von langfristigen Patenschaften ab

Im Oktober fängt die Uni an, die Patenschaften für 2004 zu verkaufen. "Wenn aber jemand vorher schon drängt, verweigern wir uns nicht", sagt Meteorologe Thomas Dümmel. Von allzu langfristigen Reservierungen rät er dennoch ab: "Wenn jemand für seine Freundin eine Patenschaft im Jahr 2005 übernimmt, kann es doch sein, dass er bis dahin schon eine andere hat."

Für dieses Jahr gibt es noch ein freies Hoch und mehrere unvergebene Tiefs. Alle Buchstaben, die zwei bis drei Wochen vor der Taufe noch keinen Namen haben, werden im Internet versteigert. Zurzeit sind das die nächsten Tiefs mit X und Y. Dümmel wirbt für diese Auktionen: "Da kann man schon mal ein Schnäppchen machen. Vor kurzem ging ein X-Hoch für 60 Euro weg."

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