Papst Benedikt der XVI.:Vater unser? Pater noster!

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Der Papst ist immer wieder für eine Überraschung gut. Jetzt will er, dass im Gottesdienst wieder auf Latein gebetet wird.

Stefan Ulrich

Papst Benedikt XVI. hat die katholische Kirche aufgefordert, dem Lateinischen und dem gregorianischen Gesang wieder Raum im Gottesdienst zu geben. Dies gelte besonders bei internationalen Treffen, bei denen die Einheit der Kirche auch in der lateinischen Liturgiesprache deutlich werden müsse.

,,Es ist gut, wenn außer den Lesungen, der Predigt und den Fürbitten der Gläubigen die Feier in lateinischer Sprache gehalten wird'', fordert der Papst in seinem Apostolischen Schreiben ,,Sacramentum Caritatis'' (Sakrament der Liebe), das am Dienstag in Rom veröffentlicht wurde.

,,Ebenso sollen die bekanntesten Gebete aus der Überlieferung der Kirche in Latein gesprochen und eventuell einige Teile in gregorianischem Choral ausgeführt werden.''

Gleichzeitig bekannte sich Benedikt XVI. aber zur Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das von 1962 bis 1965 tagende Konzil hatte den Gebrauch des Lateinischen zwar nicht verboten. Faktisch wurde es seitdem aber als Liturgiesprache verdrängt.

Brennender Wunsch

In dem etwa 150 Seiten starken Dokument geht der Papst auch auf das Verhältnis zu den anderen christlichen Kirchen ein. Er wisse, dass die Christen ,,brennend den Tag herbeiwünschen, an dem wir gemeinsam die Eucharistie feiern können''.

Aus Ehrfurcht vor dem Sakrament dürften die Katholiken die Eucharistie aber nicht auf ein Mittel zur Einheit reduzieren. Benedikt bat die nicht-katholischen Christen, ,,unsere Überzeugung zu verstehen und zu respektieren''.

Zugleich hielt er daran fest, dass Katholiken, die geschieden wurden und sich wieder verheiratet haben, von der Eucharistie ausgeschlossen bleiben.

An die katholischen Priester appellierte der Pontifex, beim Gottesdienst mehr Achtung vor dem Ritus zu zeigen. Sie sollten besser predigen, das ,,Gespür für das Heilige'' fördern und ,,unangebrachte Geltungssucht'' vermeiden.

Zudem mahnte er, den Priesternachwuchs sorgfältiger auszuwählen und auszubilden. Das Zölibat - die Ehelosigkeit der Priester - sei ,,ein großer Segen für die Kirche und für die Gesellschaft''.

Offensichtlich mit besonderem Blick auf Italien forderte der Papst katholische Politiker auf, gegen Gesetze zu stimmen, die Homo-Ehen, Abtreibungen oder Sterbehilfe erlauben.

Es sei aber ,,nicht eigene Aufgabe der Kirche, den politischen Kampf an sich zu reißen''.

© SZ vom 14.07.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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