Olympische Spiele:Sponsoren steigen nicht aus

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IOC-Präsident Rogge und alle 205 Staaten lehnen den Olympia-Boykott ab. Auch die Sponsoren der Spiel steigen nicht aus.

Michael Kuntz

Angesichts der weltweiten Proteste gegen Chinas gewaltsames Vorgehen in Tibet hat sich IOC-Präsident Jacques Rogge am Montag erstmals kritisch über Peking geäußert. Er forderte eine "rasche und friedliche Beilegung der Krise". Dennoch wollen alle 205 NOK-Länder an den Olympischen Spielen teilnehmen. Der Fackellauf in Paris musste abgebrochen werden. Zuvor hatte die Polizei die Flamme vier Mal gelöscht, um sie vor Demonstranten zu schützen.

Auf einer Konferenz des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Peking trat Rogge nach wochenlangem Schweigen erstmals öffentlich für die Menschenrechte in Tibet ein. "Wir sind sehr besorgt über die Vorkommnisse. Gewalt, aus welchem Grund auch immer, ist nicht vereinbar mit Olympischen Spielen", sagte der Belgier.

Zugleich bekräftigte er seinen Widerstand gegen jede Form eines Boykotts. "Unsere Hauptverantwortung ist es, gute Wettkämpfe zu ermöglichen, die die Sportler verdienen." Zugleich verabschiedeten die 205 Nationalen olympischen Komitees (NOK) einstimmig eine Erklärung, in der sie ihre Teilnahme an den Spielen ankündigten. China reagierte auf Rogges Kritik gelassen.

Die Spiele sollten als großartiges Sportereignis "von der Politik ferngehalten werden", sagte die Sprecherin des Organisationskomitees, Wang Hui. "Ich denke, Herr Rogge nimmt die gleiche Position ein."

Der Fackellauf in Paris wurde von massiven Protesten gegen Chinas Politik in Tibet gestört. Trotz eines Aufgebots von 3000 Polizisten stoppten Demonstranten mehrmals den Zug. Um die Fackel zu schützen, musste sie vier Mal von der Polizei gelöscht und in einen Bus gebracht werden, wo sie an einer speziellen Sicherheits-Laterne neu entzündet wurde.

Bei jedem Fackellauf gibt es ein Begleitfahrzeug mit einem geschützten Behälter, der "Laterne", der das eigentliche Olympische Feuer enthält. Am Nachmittag wurde der Fackellauf in Paris schließlich abgebrochen. Die Flamme wurde von der Nationalversammlung mit dem Bus zum Ziel des Staffellaufs gebracht.

Sponsoren steigen nicht aus

Die Sponsoren der Spiele halten trotz der Proteste an ihrem Engagement fest. Adidas erklärte der Süddeutschen Zeitung, man sei sich der Bedeutung des Schutzes der Menschenrechte bewusst. "Jedoch sollte man von Sponsoren nicht erwarten, dass sie politische Probleme lösen können. Wir sehen klare Grenzen der Einflussnahme."

Der Sportartikelhersteller konzentriere sich in China auf den Schutz von Menschenrechten, fairen Arbeits- sowie verträglichen Umweltbedingungen in den Fabriken, die für Adidas produzierten. "Wir glauben, dass ein Boykott der Olympischen Spiele kontraproduktiv wäre." Adidas kleidet die 100 000 Helfer der Spiele mit Trainingsanzügen ein. Viele Athleten starten in Trikots der Firma. Adidas wendet dafür angeblich mehr als hundert Millionen Dollar auf.

Der Volkswagen-Konzern stellt als einer der Hauptsponsoren 6000 Fahrzeuge seiner Marken VW, Audi und Skoda kostenlos zur Verfügung. Mehrere hundert Autos begleiten den Fackellauf. VW produziert seit 1984 in China und ist mit knapp einer Million Autos Marktführer unter den 80 Kfz-Herstellern im Land.

Zu den Protesten erklärte ein Sprecher der SZ: "Wir sehen keine direkten Auswirkungen. Es ist Sache der Politik und der Diplomatie, Lösungen zu finden." Ähnlich argumentiert der Fast-Food-Konzern McDonald's. Der Großsponsor General Electric sieht in Olympia "eine Kraft des Guten".

Als Partner für Spedition und Zollabfertigung ist die deutsche Schenker AG für das Internationale Olympische Komitee tätig. Das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn sorgt auch für die Lieferung der Ausrüstung für die Medienvertreter in China "und damit dafür, dass die freie Presse aus Deutschland und aus aller Welt ihre Berichterstattung von den Spielen ausüben kann". Zu einem eventuellen Boykott der Spiele in China gab Schenker keine Stellungnahme ab.

© SZ vom 8.4.2008/gdo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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