Olympia-Auftakt:Playback in Peking

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Mogelpackung beim Olympia-Auftakt: Die kleine Lin Miaoke hat mit ihrer "Ode ans Vaterland" Millionen Menschen gerührt. Jetzt kam heraus: Sie sang gar nicht selbst.

Mit ihrer "Ode ans Vaterland" hat die kleine Lin Miaoke Millionen Zuschauer verzaubert. Nun haben die Organisatoren zugegeben, dass die Neunjährige bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele nur die Lippen bewegte. Offenbar hielten die Organisatoren die wahre Sängerin für zu hässlich.

Die eine, Yang Peiyi (links), hat eine schöne Stimme, die andere, Lin Miaoke, ist hübsch anzusehen - für die chinesischen Organisatoren die perfekte Kombination zur Selbstinszenierung. (Foto: Foto: AFP, AP)

"Wir wollten das perfekte Image bieten", gab nun der Musikverantwortliche der Veranstaltung, Chen Qigang zu. "Das war eine Frage von nationalem Interesse. Das Kind musste gut vor der Kamera aussehen, expressiv sein", sagte er weiter.

Die wirkliche Sängerin, die kleine Yang Peiyi, hätte schiefe Zähne und sei zu dick. Lin Miaoke hingegen war "gut für die Bilder. Und von der Stimme her war Yang Peiyi perfekt".

"Wir mussten uns entscheiden. Es war fair gegenüber Lin Miaoke und gegenüber Yang Peiyi", sagte Chen. "Wir kombinierten die perfekte Stimme mit der perfekten Aufführung."

Im chinesischen Fernsehen verneinte die ausgebootete Peiyi die Frage, ob sie ihre Ausladung bedauere. Es sei schon allein eine Ehre, dass ihre Stimme für die Eröffnungsfeier benutzt worden sei, gab sie zur Antwort.

In Internet-Blogs empörten sich viele Chinesen über das Manöver. "Das ist wie das Synchronisieren einer Trickfilmfigur", schrieb beispielsweise Luo Shaoyang, ein Arbeiter aus Peking. Er machte sich Sorgen, welche Folgen der Vorfall für die weitere Zukunft der Mädchen haben wird. "Das schadet dem Ruf beider Kinder", befand er.

Am schlimmsten sei die kleine Miaoke dran. "Jetzt weiß jeder, dass sie eine Betrügerin ist. Wenn kümmert es da noch, dass sie süß ist." Ein Foto von Peiyi auf der Internetseite Sina.Com zeigt die Kleine als lächelndes Mädchen mit Ponyfrisur und schiefen Zähnen. Ihre Lehrerin beschrieb Lin als goldig, wohlerzogen und als Liebhaberin von Peking-Opern. "Sie spielt sich nicht gerne in den Vordergrund, sie ist unbekümmert", schrieb Wang Liping in einem Blog.

Manipulierte Fernsehbilder: "Haben unseren Auftrag erfüllt"

Erst vor kurzem hatte sich herausgestellt, dass die spektakulären Fernsehbilder von dem über Peking explodierenden Feuerwerk nicht originalgetreu waren. Dazu sagte der Vize-Präsident des chinesischen Organisationskomitees, Wang Wei, die Bilder seien wegen schlechter Sichtverhältnisse manipuliert worden. Teile der ausgestrahlten Bilder seien im Voraus aufgezeichnet und in die Live-Übertragung geschnitten worden.

Es handele sich dabei um die Bilder der 29 großen Fußabdrücke, die sich am Himmel auf das Stadion zubewegten. Zwar sei zur fraglichen Zeit tatsächlich ein entsprechendes Feuerwerk über Peking gezündet worden. "Aber wegen der schlechten Sicht in der Nacht wurden möglicherweise vorher aufgezeichnete Füße verwendet", sagte Wei.

Die meisten Fernsehbilder seien jedoch echt gewesen. Nach einem Bericht der Beijing Times wurde die Sequenz sogar von Computerexperten nachbearbeitet. Die Firma Crystal Fireworks habe die aufgezeichneten Bilder bearbeitet, da sie zum Teil verwackelt und unscharf gewesen seien, schrieb die Zeitung.

"Die meisten Zuschauer dachten, es wäre live gefilmt worden. Wir haben unseren Auftrag also erfüllt", wurde der Computerspezialist Gao Xiaolong zitiert. Wei wies diese Angaben am Dienstag zurück. Die Bilder der Feuerwerks-Fußstapfen seien zwar im Voraus aufgenommen, aber nicht bearbeitet worden.

© AFP/AP/hai/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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