Ohne Genehmigung:Zootiere zum Verzehr verkauft

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Im Zoo Erfurt wurden Tiere ohne Genehmigung mit Bolzenschussgerät getötet und verkauft. Der Deutsche Tierschutzbund spricht von einem "Skandal".

Im Thüringer Zoopark Erfurt sind Tiere ohne Genehmigung mit einem Bolzenschussgerät getötet und teilweise zum Verzehr verkauft worden. In den vergangenen Jahren kam das mehrfach vor, wie Oberbürgermeister Andreas Bausewein mitteilte.

Nach Angaben einer Sprecherin der Stadt Erfurt soll am Abend in nichtöffentlicher Sitzung des Stadtrates über die Abberufung von Zooparkchef Norbert Neuschulz entschieden werden. Bausewein sagte, er habe umgehend Strafanzeige gegen die betreffenden Personen erstattet.

Er könne garantieren, dass alles darangesetzt werde, den Fall restlos aufzuklären und die Bevölkerung in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft zu gegebenem Zeitpunkt zu informieren, sagte der SPD-Politiker. Nach bisher unbestätigten Berichten soll es sich um Rotwild gehandelt haben.

Der Deutsche Tierschutzbund sprach von einem "Skandal". Es sei klaren Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und verlangte eine rasche, lückenlose und öffentliche Aufklärung, vor allem darüber, welche Tierarten betroffen seien und auch, inwieweit die Zooleitung involviert sei.

"Wir befürchten, dass wir bisher nur die Spitze des Eisbergs sehen", sagte Präsident Wolfgang Apel. Dass diese skandalösen Vorgänge offenbar erst durch eine behördliche Rechnungsprüfung festgestellt worden seien, lasse starke Zweifel an der Zooleitung aufkommen.

Zu prüfen seien auch mögliche Verstöße gegen die EU-Zoorichtlinie, das Artenschutz- und das Fleischhygienerecht, sagte Apel.

Stadträte fordern Konsequenzen

Zooparkdirektor Neuschulz war bis zum Mittag nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen. Er sei erkrankt, hieß es. Zooparkmitarbeiter erklärten auf Anfrage, sie seien wegen des laufenden Verfahrens nicht zu öffentlichen Stellungnahmen bereit.

Als Begründung für eine Absetzung von Neuschulz wurden nach einem Bericht der in Erfurt erscheinenden Zeitung Thüringer Allgemeine vor allem Verstöße gegen das Eigenbetriebs-, Haushalts-, Kassen- und Vergaberecht bei Bau der Löwensavanne angeführt. Es gebe zahlreiche Beschwerden über das Fehlverhalten des Direktors als Führungskraft.Aus den Reihen der Stadträte seien nachhaltige Konsequenzen gefordert worden, hieß es.

Der Zoo am Roten Berg im Norden der Landeshauptstadt ist ein Eigenbetrieb der Stadtverwaltung Erfurt. Er beherbergt auf rund 63 Hektar über 1.400 Tiere in rund 190 Arten. Neben klassischen Zootieren wie Giraffen, Afrikanischen Löwen, Zebras und Elefanten, präsentiert der Zoopark auch sehr seltene Arten wie Berberlöwen, Zwergmeerkatzen und Bärenstummelaffen.

Bereits zum vierten Mal wurde hier ein kleines Breitmaulnashorn geboren. Der Zoopark Erfurt stand allerdings auch in der Kritik der Tierschützer und der Bundesbehörden. So beteiligte er sich im Jahr 1999 an fragwürdigen Importen von wildgefangenen Elefanten aus Südafrika.

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