Oettinger trennt sich:Ende einer Maskerade

Lesezeit: 2 min

Der baden-württembergische Ministerpräsident Oettinger hat sich von seiner Frau getrennt. Erst kürzlich hatte er seine Ehe als "wankelmütig" beschrieben.

Es soll bei einem Maskenball der Jungen Union in den achtziger Jahren gewesen sein, als Günther Oettinger die viel jüngere Inken Stange kennenlernte. Zum Schluss war die Ehe des 54-jährigen Ministerpräsidenten (CDU) Baden-Württembergs und der 41 Jahre alten Modedesignerin wohl auch nur noch Maskerade.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger trennt sich von seiner Frau Inken (Archivbild vom Landespresseball 2005). (Foto: Foto: dpa)

Gut 13 Jahre nach der Hochzeit des kantigen Juristen und der blonden, schlanken Frau wurde nun das Aus verkündet. "Nach eingehender Prüfung haben wir uns heute im Einvernehmen dazu entschieden, getrennte Wege in Freundschaft zu gehen", sagte Oettinger der Bild-Zeitung. Zugleich bat er darum, "dass die Öffentlichkeit unsere Privatsphäre akzeptiert."

Über eine Entfremdung war in Stuttgart schon seit über einem Jahr gemunkelt worden. Der CDU-Politiker selbst hatte seine Ehe jüngst als "wankelmütig" bezeichnet. "Meine Frau war zunehmend unglücklich mit der Belastung, die durch Termine und Öffentlichkeit entstanden ist", sagte er nun in dem Zeitungsinterview.

"Baden-Württemberg ist nicht Niedersachsen"

Oettinger ist der erste Regierungschef in der Geschichte Baden-Württembergs, der sich während der Amtszeit von seiner Frau trennt. Ob dieser Schritt in der öffentlichen Meinung ähnlich reibungslos über die Bühne geht wie bei Oettingers CDU-Kollegen Christian Wulff in Niedersachsen im Sommer 2006, muss abgewartet werden. Im traditionell christlich geprägten Südwesten dürfte die Trennung auf Skepsis stoßen.

"Baden-Württemberg ist nicht Niedersachsen", unkt ein höherer Politiker der Südwest-CDU. Dabei hatte sich Oettinger gerade von der Affäre um seine Trauerrede für Ex-Regierungschef Hans Filbinger (CDU) zu erholen begonnen, bei der er im April in der Bevölkerung viel Kredit verspielt hatte.

Vorstandsvorsitzender des Ländles

Im politischen Geschäft gilt Oettinger als Arbeitstier mit schneller Auffassungsgabe und hohem Sachverstand in Wirtschafts- und Finanzfragen. In die Rolle des Landesvaters ist er seit der Ablösung von Erwin Teufel (CDU) im April 2005 noch nicht hineingewachsen.

Oettinger versteht sich eher als Vorstandsvorsitzender seines Landes denn als Kümmerer um die Sorgen seiner Landeskinder. Für tröstende Worte, etwa wenn eine Firma viele Arbeitnehmer entlässt, ist der Wirtschaftsliberale eher nicht zu haben. Trotz hoher Wachstumsrate und niedriger Arbeitslosenzahl im Südwesten fliegen ihm die Herzen der Baden-Württemberger nicht gerade zu.

An zu wenig Zeit gescheitert

Oettingers Privatleben wird stark von den Regierungsgeschäften bestimmt. Er rast mit der Dienstkarosse von Termin zu Termin - und kommt nicht selten zu spät. "Uns fehlt schlicht die Zeit", hat Inken Oettinger einmal bekannt.

Bis Oettinger bei seiner Dienstvilla in der Nähe von Schloss Solitude ankommt, ist es oft schon Nacht. Zeit nimmt er sich manchmal am Wochenende für seinen fußballbegeisterten Sohn Alexander (9) und geht mit ihm zum VfB Stuttgart ins Stadion. Die Verantwortung für das Kind wolle er auch in Zukunft gemeinsam mit seiner Frau wahrnehmen, sagte Oettinger.

Die Stuttgarterin Inken Oettinger konnte mit dem politischen Betrieb nie richtig etwas anfangen und hielt sich dementsprechend mit öffentlichen Auftritten und Aussagen zurück. "Morgens beim Kaffee bereden wir mehr die alltäglichen Fragen und halten Familienrat", hatte sie einmal der Bunten anvertraut. Zuletzt begleitete sie ihren Mann immer seltener zu offiziellen Terminen - und wenn, dann oft mürrisch.

Bei der traditionellen Stallwächterparty der Baden-Württemberger in Berlin trottete sie offensichtlich lustlos hinter Oettinger und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hinterher, um dann spät in der Nacht Arm in Arm mit einem "Freund" die Sause zu verlassen. Zuletzt tauchte sie bei einem Adventskaffee in Berlin einfach nicht auf, obwohl sie selbst etwa 170 Damen aus Diplomatie, Medien und Gesellschaft eingeladen hatte.

Auch früher ließ sich Inken Oettinger nicht immer einbinden. Für Furore sorgte ihr Auftritt bei einer Mottofeier in Stuttgart, als sie im Fidel-Castro-Look kam. Das wäre etwa bei Edeltraud Teufel undenkbar gewesen. "Ich will tun, was ich will", sagte Oettingers Frau zur Begründung.

Nach der Trennung kann sie diesem Motto nun endgültig nachgehen. In Baden-Württemberg erinnert nun immerhin noch eine nach ihr benannte Röhre im südbadischen Katzenbergtunnel an die frühere First Lady.

© dpa/bavo/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: