New York:Hunderttausende Menschen auf den Straßen

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Auch Stunden nach dem fächendeckenden Stromausfall liegt das Zentrum der Acht-Millionen-Metropole weiter im Dunkeln. Viele Menschen verbrachten die Nacht im Freien. Nur ganz vereinzelt sei es in Brooklyn zu Plünderungen gekommen.

Auch Stunden nach dem größten Stromausfall in der Geschichte der Vereinigten Staaten sitzen Millionen Menschen weiter im Dunkeln. In einigen Stadtvierteln von New York sei die Stromversorgung aber bereits wieder hergestellt, sagte ein Polizeisprecher in der Nacht zu Freitag (Ortszeit).

In New York brach das öffentliche Leben innerhalb von Minuten weitgehend zusammen. Bürogebäude wurden evakuiert, Geschäfte schlossen, hunderttausende Menschen strömten auf die Straßen. (Foto: Foto: AP)

Bislang habe es in der Metropole "keine größeren Zwischenfälle" gegeben. Sämtliche Menschen, die in der U-Bahn und in Aufzügen von dem Stromausfall überrascht wurden und dort festgesteckt hätten, seien mittlerweile befreit worden. Dem US-Energiekonzern Consolidated Edison zufolge, der in New York gut drei Millionen Menschen mit Strom versorgt, war es noch zu früh, um die Ursache des Zusammenbruchs zu benennen.

Die Nacht im Freien

Zehntausende New Yorker verbrachten die Nacht im Freien, weil der Verkehr zusammengebrochen war und sie nicht nach Hause fahren konnten. Viele Menschen breiteten Kleidungsstücke oder Zeitungen auf dem Boden aus und ließen sich auf Gehsteigen und in Hauseingängen niede. Nur ganz vereinzelt sei es im Stadtteil Brooklyn zu Plünderungen gekommen.

Mitarbeiter des Roten Kreuzes gaben Trinkwasser an hunderte von Menschen aus. Einige ältere Menschen bekamen demnach Herzbeschwerden, konnten aber betreut werden. Das Luxushotel Grand Hyatt ließ rund hundert Menschen in eine kleine Einkaufspassage, die wie der Rest des Gebäudes von einer Notstromanlage versorgt wurde.

Bloomberg bittet um Ruhe

Die Energieunternehmen würden aber schrittweise wieder die Stromversorgung in Gang bringen, versicherte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg am späten Abend. Er rief die New Yorker auf, Geduld zu haben. Die Stromversorgung könne nur schrittweise wieder aufgebaut werden, weil sonst durch eine Netzüberlastung ein erneuter Totalzusammenbruch nicht auszuschließen sei, erklärten Sprecher von Energiefirmen. Der "Blackout 2003" habe noch nicht klar absehbare Schäden in Stromversorgungsbetrieben angerichtet.

Bloomberg legte allen Einwohnern von New York und Umgebung nahe, an diesem Freitag einen freien Tag einzulegen. "Betrachten sie dies als so etwas wie einen schweren Wintersturm", riet er. Die Unternehmen würden Verständnis dafür haben, wenn am Freitag viele ihrer Mitarbeiter zu Hause blieben.

Diszipliniertes Verhalten der New Yorker

Nach Angaben der New Yorker Polizei kam es trotz des "Blackouts" auch in den Nachtstunden nicht zu einem Anstieg der Kriminalität. Die New Yorker würden sich "bemerkenswert anständig und diszipliniert" verhalten. Beim letzten großen Stromausfall der Stadt im Jahr 1977 war es in der Bronx, Queens und Harlem zu Unruhen und Plünderungen gekommen. Tausende wurden damals festgenommen.

Niemand in Gefahr

Hunderttausende Menschen saßen zunächst in U-Bahnen und Fahrstühlen fest. In New York konnten aber alle Menschen nach Angaben von Bürgermeister Bloomberg befreit werden.

Die meisten Krankenhäuser könnten ihren Betrieb mit Notstrom fortsetzen, berichtete Bloomberg. In einer Klinik in Brooklyn sei der Strom allerdings ausgefallen. Sein Rat: "Verbringen Sie die Zeit, gehen Sie in Gaststätten, und morgen früh können Sie sagen, ich war da, als der Strom weg war."

Flugverkehr

Die US-Regierung hat die Flugbeschränkungen für die Großflughäfen wieder aufgehoben, die nach dem Stromausfall in Kanada und den USA verhängt worden waren. Die drei großen Flughäfen New Yorks - Newark, John F. Kennedy und LaGuardia - durften ihren Betrieb wieder aufnehmen. Gleiches galt für Cleveland, Toronto und Ottawa.

Tausende von Fluggästen hatten zuvor in den USA festgesessen, nachdem auch die Flughäfen in Folge der Stromausfälle ohne Energie waren.

(sueddeutsche.de/ dpa/ AFP)

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