Neujahrsfest in China:Schaf mit Imageproblem

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Löwentanz zum Neujahrsfest in China. (Foto: AP)

Zahm, aber antriebslos: Kurz vor dem Neujahrsfest melden Krankenhäuser in China einen Babyboom - viele Eltern wollten nicht, dass ihr Nachwuchs im Jahr des Schafes zur Welt kommt. Dabei sprechen manche auch vom Jahr der Ziege.

Die Vorbereitungen für das chinesische Neujahrsfest am Donnerstag sind in vollem Gange. Das alte Mondjahr im Zeichen des Pferdes endet, Straßen und Plätze werden mit dem neuen Tiersymbol geschmückt: Doch das Schaf hat offenbar ein Imageproblem in China. Zwar gelten Schafe als zahm und zutraulich - aber auch als unkreativ und antriebslos. Und das scheint vielen Eltern nicht zu gefallen.

"Mein Kind darf auf keinen Fall ein Schaf werden", sagt eine junge Angestellte in Peking. Sie und ihre Mann nähmen es mit der Verhütung besonders genau, damit ihr Nachwuchs auf keinen Fall im Jahr des Schafes zur Welt komme. Krankenhäuser überall im Land meldeten, dass angehende Eltern Ärzte zum Einleiten der Geburt drängten und im äußersten Fall einen Kaiserschnitt forderten.

Babyboom vor Beginn des Schafsjahres

Kurz vor Beginn des Schafsjahres wollten es viele werdende Eltern auf keinen Fall darauf ankommen lassen, dass ihr Kind doch erst nach dem Stichtag zur Welt komme. In den Wochen zuvor war die Zahl der Geburten in den Provinzen Liaoning, Shangdong und Gansu bereits deutlich gestiegen, wie die Zeitung Global Times berichtete.

Schaf-Installation in einer Shopping Mall in Hong Kong. (Foto: AFP)

In Hongkong und im stark von Chinesen geprägten Singapur kam es zu einem "Babyboom", wie die Hongkonger Zeitung South China Morning Post berichtete. In einigen Praxen würden bis zu vier Eingriffe am Tag durchgeführt, obwohl es normalerweise nur zwei Kaiserschnitte in der Woche gebe.

Sorge vor unglücklichem Leben

Alle zwölf Jahre tritt der Mond dem chinesischem Kalender zufolge in das achte Tierkreiszeichen, das Schaf, ein. Eine in China weit verbreitete Redensart besagt: "Neun von zehn Schafe werden ein unglückliches Leben führen." Wissenschaftler versuchen den Aberglauben zu brechen. Das einflussreiche Parteiorgan Volkszeitung zitierte den Soziologieprofessor Gu Jun von der Universität Shanghai: "Das ist vollkommener Quatsch." Es gebe keinen automatischen Zusammenhang mit einem bestimmten Geburtsjahr und dem späteren Leben.

Schaf oder Ziege

Schaf oder Ziege? Das kommt auf das Horoskop an. (Foto: dpa)

Zudem wird in manchen Horoskopen das neue Jahr auch als Jahr der Ziege bezeichnet. Das chinesische Wort "Yang" bezeichnet nämlich sowohl Schafe als auch Ziegen. Volkskundlern zufolge ist es soweiso völlig egal, ob nun Schafe oder Ziegen das neue Jahr symbolisieren. "Denn dieses Yang bezieht sich nicht auf eine bestimmte Tierart", sagt der Wissenschaftler Zhao Shu vom Pekinger Forschungsinstitut für Kultur und Geschichte. Vielmehr gehe es um die mit dem Schriftzeichen verbundenen Assoziationen. "Yang" ist Bestandteil des Zeichens "Xiang". Und das heißt Glück.

Manche Experten empfehlen, das Yang-Jahr als Jahr der Ziege zu deuten. Die sei schließlich das häufigere Nutztier in China und habe eine positive Rolle im chinesischen Volkstum. Forscher Zhao will die Interpretation lieber jedem selbst überlassen: "Schaf, Ziege, Mongolische Gazelle - das ist alles in Ordnung. Das ist doch gerade das Tolle an den chinesischen Schriftzeichen."

So scheinen es auch die Nutzer des chinesischen Kurznachrichtendienstes Sina Weibo zu halten. "Im Jahr des Yang möchte ich eine willensstarke und energiegeladene Ziege sein", schreibt eine Nutzerin. "Kein schwaches Schaf."

© SZ.de/dpa/AFP/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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