Neuer Hurrikan:"Ophelia ist ein gefährlicher Sturm"

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Zweieinhalb Wochen nach der Hurrikankatastrophe im Süden der USA bedroht ein neuer Wirbelsturm die Ostküste des Landes. Die Stromversorgung für 120.000 Haushalte fiel bereits aus, die Behörden rechnen mit einer meterhohen Flutwelle.

Starker Regen und heftige Windböen haben in der Nacht zum Donnerstag als Vorboten des Hurrikans "Ophelia" erste Schäden angerichtet. Im Osten des US-Staats North Carolina fiel infolge des Unwetters die Stromversorgung für 120.000 Haushalte aus, wie Elektrizitätswerke mitteilten. Die Behörden warnten vor einer 3,30 Meter hohen Flutwelle entlang der ganzen Küste und forderten die Bevölkerung auf, hochwassergefährdete Gebiete zu verlassen.

Wind, wie eine Wand in North Carolina: So genannte "Thrillseeker" lehnen sich in Wrightsville gegen die Böen von "Ophelias" Vorboten (Foto: Foto: AFP)

"Wenn Sie die Warnung vorher nicht beachtet haben, lassen Sie es mich noch einmal klar sagen: 'Ophelia' ist ein gefährlicher Sturm", sagte der Gouverneur North Carolinas, Mike Easley, in Raleigh. Der Hurrikan näherte sich nur mit einem Tempo von 11 Kilometern pro Stunde der Küste, wie der Nationale Wetterdienst in Raleigh mitteilte. Bei diesem langsamen Tempo werde "Ophelia" mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometern vermutlich 48 Stunden in North Carolina wüten. Auf der Insel Ocean Island Beach wurden 15 Meter einer Uferstraße von Wellen weggewaschen.

Der Sturm werde die Küste mit größerer Wucht treffen als erwartet, sagte Gouverneur Mike Easley. Das Nationale Hurrikan-Zentrum rechnete damit, dass der Sturm die Küste North Carolinas am Donnerstag in voller Stärke erreicht.

Das Nationale Hurrikan-Zentrum in Florida stufte den Wirbelsturm am Mittwoch zunächst weiter als Kategorie 1 ein - "Katrina" hatte Stärke 4, als er New Orleans traf. Das Zentrum des Hurrikans wird nach Angaben der Meteorologen am Donnerstag zuerst die dem Festland vorgelagerte Landzunge Outer Banks treffen - eine der beliebtesten Ausflugs- und Urlaubsziele an der US-Ostküste. Erste Ausläufer wurden bereits in der Nacht erwartet. Die örtlichen Fernsehstationen zeigten Bilder von starken Wellen, die bei heftigen Winden gegen Anleger schlugen.

Unterdessen richtete sich das Augenmerk der Helfer im Süden der USA zunehmend auf das Schicksal der Kinder. Nach Angaben der "Katrina Missing Persons Hotline" des Nationalen Zentrums für vermisste oder ausgebeutete Kinder (NCMEC) gab es am Mittwoch etwa 2000 Fälle, in denen entweder Kinder ohne Eltern aufgegriffen worden waren oder Eltern ihre Kinder suchten. 40 ehemalige Polizisten bedienten fast ununterbrochen die Vermisstentelefone des Zentrums.

In New Orleans begannen die Behörden mit dem Sprühen von Insektiziden über der Stadt, um der Mückenplage in den verseuchtem Wasser zu begegnen. Damit soll unter anderem die Verbreitung des durch Mücken verbreiteten West-Nil-Virus gestoppt werden. Im Fernsehen war zu sehen, wie eine große Transportmaschine vom Typ C-130 über der Stadt flog und das Insektengift versprühte.

Bürgermeister Ray Nagin will die ersten Flüchtlinge ab Montag wieder in höher gelegene Stadtteile von New Orleans wie das historische French Quarter oder Algiers zurückkehren lassen. "Ich habe es satt, immer nur Helikopter über mir zur hören. Ich möchte wieder etwas Jazz hören", sagte Nagin.

Zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen sich die Behörden in der stark zerstörten Stadt Long Beach in Mississippi. Hier begannen Spezialistenteams am Mittwoch einen Stacheldrahtzaun von insgesamt sechs Kilometer Länge um die Innenstadt zu ziehen. Der Nachrichtensender CNN berichtete, die Polizei habe erklärt, damit sollten Plünderungen verhindert werden.

Dagegen habe ein Militärsprecher gesagt, unter den Trümmern würden besonders viele Leichen vermutet, deshalb solle verhindert werden, dass jemand in die Stadt laufe und die Bergung störe.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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