Neue Technik "Bionic Eye":Blinder sieht nach zehn Jahren wieder seine Frau

Lesezeit: 2 min

Allen Zderad leidet an einer schweren Augenkrankheit. Seit mehr als zehn Jahren ist er so gut wie blind. Doch jetzt hat ein Forscherteam ihm einen Teil seiner Sehkraft zurückgegeben.

Zehn Jahre lang hat Allen Zderad seine Ehefrau nicht mehr gesehen, aber das liegt nicht daran, dass die beiden sich auseinandergelebt hätten. Allen Zderad aus dem US-Bundesstaat Minnesota ist so gut wie blind. Seine Geschichte begann vor 20 Jahren. Damals erkrankte der heute 68-Jährige an Retinitis pigmentosa, einer Augenkrankheit, bei der die Fotorezeptoren auf der Netzhaut zerstört werden.

Weltweit sind etwa drei Millionen Personen von der Krankheit betroffen. Eine Heilung gibt es derzeit nicht. Auch bei Zderad ließen die Augen immer mehr nach, bis er nach etwa zehn Jahren nichts mehr erkennen konnte.

Doch jetzt haben Ärzte ihm geholfen und ihm einen Teil seiner Sehkraft zurückgegeben, wie mehrere US-Medien berichten. Zderad ist der erste Patient, der an einer Studie der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota, teilnahm und ein Implantant auf der Netzhaut - ein sogenanntes Bionic Eye - eingesetzt bekam. Auf dem Portal Mashable ist ein kurzes Video zu sehen, in dem Zderad völlig überwältig und den Tränen nahe ist, als er die neue Technik zum ersten Mal ausprobieren darf. Er sitzt seiner Frau gegenüber - und kann zum ersten Mal seit zehn Jahren nicht nur ihre Stimme hören, sondern auch ihre Umrisse sehen.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Das System heißt "Argus II - Second Sight" - zu deutsch: zweiter Blick. Mit dem Implantat und mithilfe einer futuristisch aussehenden Brille kann er zwar noch immer keine Details in den Gesichtern anderer Personen erkennen, aber er kann Formen und Strukturen erkennen, außerdem große Schilder lesen. Auch seine eigenen Bewegungen in einem Spiegel lassen sich nachvollziehen.

1,5 Prozent Sehschärfe im Vergleich zu einem gesunden Auge

Bei der Retinitis pigmentosa funktioniert zwar die Netzhaut, die Retina, nicht mehr. Der Sehnerv bildet aber noch eine intakte Verbindung zum Gehirn. Das machen sich die Forscher zunutze. Auf der Netzhaut setzen sie einen wenige Quadratmillimeter großen Chip ein, der Licht in elektrische Impulse umwandelt und über den Sehnerv weiter ins Gehirn transportiert, so dass dort Sinneseindrücke entstehen.

Das System "Argus II", von dem Zderad jetzt profitiert, arbeitet mit einer externen Kamera, die in der Brille integriert ist. Die Bilder der Kamera werden von einem Prozessor verarbeitet, den der Patient am Gürtel trägt. Drahtlos werden sie dann an den Chip übertragen, der im Falle von Argus II über 60 Elektroden verfügt. Mit dem System lässt sich maximal eine Schärfe erzeugen, die 1,5 Prozent des normalen Sehvermögens entspricht.

Den Forschern geht es allerdings ohnehin weniger darum, realitätsnahes Sehen zu simulieren, sondern den Patienten ein besseres Gefühl zu geben. Durch den Komplettverlust ihres Augenlichts waren die meisten vorher völlig auf fremde Hilfe angewiesen. Mit dem Retina-Implantat bekommen sie ihre Eigenständigkeit zumindest teilweise zurück. "Es ist zwar noch ein bisschen primitiv, aber es funktioniert", sagte Zderad, nachdem er das System das erste Mal ausprobiert hat.

© SZ.de/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: