Niemand kann genau sagen, wie der Hype angefangen hat, aber plötzlich will sie jeder haben. Im Internet und auf Kenias Marktplätzen wird derzeit über ihre Wunderwirkung diskutiert. Angeblich helfen sie bei Beschwerden wie Verdauungsstörungen, Magengeschwüren, Blutarmut, Asthma und Tuberkulose. Bei Männern wird ihnen sogar eine potenzsteigernde Wirkung nachgesagt. Es geht um: Wachteleier.
Kenias Vogelzüchter hoffen auf eine neue Einnahmequelle. Täglich beantragen etwa 200 Menschen eine Lizenz für die Wachtelhaltung. "Jeden Tag kommen so viele Leute zu uns, dass man fast glauben könnte, wir würden eine große Konferenz abhalten", sagte eine Mitarbeiterin des Kenya Wildlife Service, der für die Vergabe der Lizenzen verantwortlich ist, der Nachrichtenseite Daily Nation. Insgesamt 3000 Anträge sollen bisher eingegangen sein.
Manche Farmer haben ihre Hühnerzucht durch Wachteln ergänzt oder sogar ganz ersetzt. Diese Entwicklung bereitet Wirtschaftsexperten Sorgen. Sie befürchten, dass der Markt bald gesättigt sein könnte. Da nun so viele Händler Wachteleier verkaufen, sind die Preise Ende Januar trotz der gestiegenen Nachfrage stark gefallen.
Wachteleier ersetzen keine Medikamente
Hoffnung auf Heilkraft ist das Eine, doch tatsächlich scheinen die Eier auch einen negativen Einfluss auf die Gesundheit der Kenianer zu haben. Angeblich soll bereits ein 31-jähriger Familienvater an einer Überdosis gestorben sein. Ein Freund habe ihm von der potenzsteigernden Wirkung der Eier erzählt, woraufhin er 30 Stück auf einmal vertilgt habe, berichten kenianische Medien, die sich auf die Ehefrau des Verstorbenen berufen.
Nachdem nun die ersten Wachteleier-Fans aufgehört haben, ihre Medikamente gegen Bluthochdruck und Diabetes zu nehmen, sieht sich Ignatius Kibe gezwungen, die Euphorie zu bremsen. "Es besteht ein Missverständnis und unnötige Begeisterung", sagte der Mediziner der kenianischen Nachrichtenplattform Standardmedia. Er warnt seine Mitbürger, die Wunderwirkung dieser neuen Trendnahrung zu überschätzen. Wachteleier würden keine Medikamente ersetzen, so Ignatius. Sie seien allerdings ähnlich nahrhaft wie Hühnereier und könnten dazu beitragen, die Genesung von Kranken zu beschleunigen.