Nanga Parbat:Warten im Gletscherfeld

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Die Südtiroler Bergsteiger Kehrer und Nones hängen weiter auf einem Gletscherfeld am Nanga Parbat in 7000 Metern Höhe fest. Ein Schneesturm vereitelte die Rettung.

Stefan Ulrich, Rom

Die beiden Südtiroler Bergsteiger Simon Kehrer und Walter Nones müssen eine weitere Nacht in ihrem kleinen orangefarbenen Zelt in 7000 Meter Höhe auf einem Gletscherfeld des Nanga Parbat ausharren. Ein Schneesturm vereitelte am Montag den Plan der 29 und 36 Jahre alten Männer, auf Skiern zu einem Basislager abzufahren, um dort von einem Helikopter gerettet zu werden.

Per Satellitentelefon teilten die beiden Bergsteiger mit, es gehe ihnen verhältnismäßig gut. (Foto: Foto: dpa)

Über Satellitentelefon teilten sie den Rettungskräften mit, es gehe ihnen verhältnismäßig gut. Sie hätten ausreichend Lebensmittel und Gas. Wegen des Schneegestöbers sei es jedoch schwer, sich zu orientieren. Daher wollten sie auf besseres Wetter warten.

"Wir sind alle in hoffnungsvoller Erwartung", sagte am Montag Agostino Da Polenza, der vom italienischen Brescia aus den Rettungseinsatz für die seit fast einer Woche in Bergnot steckenden Südtiroler leitet. Die Entscheidung, mit dem Abstieg zu warten, spreche für die Klugheit und Erfahrenheit Kehrers und Nones'.

Beide Männer waren am 14. Juli gemeinsam mit Karl Unterkircher, dem Anführer der Seilschaft, vom Basislager aufgebrochen, um den 8125 Meter hohen Nanga Parbat über die bislang noch unbestiegene Rakhiot-Wand zu bezwingen. Einen Tag später stürzte der 37 Jahre alte Unterkircher in eine Gletscherspalte. Seine Begleiter versuchten vergeblich, ihn zu retten.

Da ihnen der Rückweg durch Geröll versperrt war, stiegen sie die Rakhiot-Wand schließlich weiter nach oben. Sie blieben dabei tagelang ohne Kontakt zur Außenwelt. Rettungsversuche mit einem Hubschrauber scheiterten an der dünnen Höhenluft und am Wetter.

Erst am Sonntag kam über ein abgeworfenes Satellitentelefon wieder Telefonkontakt zustande. Kehrer und Nones sagten, sie hätten die Rakhiot-Wand verlassen und befänden sich am oberen Rand des so genannten Buhl-Weges. Auf der langen, aber als relativ sicher geltenden Strecke wollten sie absteigen. Die Route ist nach dem österreichischen Bergsteiger Hermann Buhl benannt, dem auf ihr 1953 die Erstbesteigung des Nanga Parbat gelang.

Am Montag früh brachen zwei italienische Mitglieder der Rettungsmannschaft mit pakistanischen Trägern in ein höher gelegenes Lager auf, um nach Kehrer und Nones Ausschau zu halten. Wegen des schlechten Wetters konnten sie sie allerdings nicht sehen.

Auch ein weiterer Erkundungsflug mit dem Hubschrauber war unmöglich. Die Telefonverbindung war unterbrochen. Gegen Mittag gelang dann wenigstens das Gespräch, in dem Kehrer und Nones mitteilten, der Nanga Parbat werde sie eine weitere Nacht gefangen halten. An diesem Dienstag möchten sie sich endlich an den Abstieg machen.

© SZ vom 22.07.2008/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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