Nach Tsunami:Die Piraten sind wieder zurück

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Nach einer Pause haben Banditen in Südostasien einen Gastanker und ein weiteres Schiff überfallen.

Von Arne Perras

Sie kamen am frühen Abend, in drei kleinen Fischerbooten. 35 martialische Gestalten, mit Maschinengewehren und Panzerfäusten bewaffnet. Gegen die Piraten-Bande hatte die Crew des indonesischen Gastankers MT Tri Samudra keine Chance.

Das Schiff samt seiner Methan-Ladung gaben die Seeräuber zwar später wieder frei, aber sie entführten den Kapitän und den Chefingenieur, offenbar um Lösegeld zu erpressen.

Unerwartete Unterstützung

Kurz nach diesem Angriff am Samstag wurde noch ein japanisches Schiff gekapert und Besatzungsmitglieder verschleppt, darunter der japanische Kapitän. Nun jagen die malaysische und die indonesische Marine nach den Piraten, bislang jedoch ohne Erfolg.

Die spektakulären Attacken, über die das "International Maritime Bureau" Anfang der Woche berichtete, zeigen: Der Seeweg zwischen Sumatra und dem südostasiatischen Festland zählt weiterhin zu den gefährlichsten Schiffspassagen der Welt.

Vor einigen Wochen hofften die Piratenwächter noch, dass die Räuber vor Sumatra an Schlagkraft eingebüßt hätten. Die Küstenwache hatte in ihrem Kampf gegen die Meeresbanditen unerwartete Unterstützung bekommen.

Immer dreister

Der Tsunami am 26. Dezember hat die Küsten im äußersten Norden Sumatras verwüstet, und die Piraten waren lang nicht mehr gesehen. Doch nun haben sie wieder zugeschlagen, so hart wie lange nicht mehr. Einige Banditen haben also überlebt.

"Es sieht so aus, als würden die Seeräuber immer dreister", warnt Noel Choong vom Zentrum zur Piraterie-Überwachung in Kuala Lumpur. Von den fünf Geiseln fehlte zunächst jede Spur. Ein Flüssiggas-Tanker war schon lange nicht mehr attackiert worden, und anfangs machte Angst sich breit, dass die Täter vielleicht Terroristen sein könnten.

Seit längerem warnen asiatische Sicherheitsexperten vor gekaperten Tankern, die als schwimmende Bombe einen Hafen wie Singapur bedrohen oder die Meerenge blockieren könnten.

"Kein politisches Motiv"

Die Weltwirtschaft würde durch einen derartigen Anschlag vermutlich empfindlich getroffen, denn jedes Jahr passieren etwa 50000 Schiffe die Straße von Malakka, die das südchinesische Meer mit dem indischen Ozean verbindet. Ein Drittel der weltweiten See-Frachten und ein Viertel der Öltransporte werden über diese Route geleitet.

Schiffe wurden schon mehrmals zum Ziel terroristischer Angriffe, zum Beispiel im Oktober 2000, als Extremisten in einem mit Sprengstoff beladenen Schlauchboot das amerikanische Kriegsschiff USS Cole im Hafen von Aden rammten.

Allerdings ist fraglich, ob die Piraten-banden in Südostasien tatsächlich den Schulterschluss mit Terroristen suchen. Den Kidnappern geht es meist um das Erpressen von Lösegeld. Der Polizeichef der malaysischen Küstenwache vermutet denn auch hinter den jüngsten Piraten-Attacken in der Malakka-Straße "kein politisches Motiv".

© SZ vom 16.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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