Nach Skiunfall:Ärzte schotten Althaus ab

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Kein Fernsehen, kein Handy: Der thüringische Ministerpräsident ist nach Ansicht der Ärzte noch immer nicht vernehmungsfähig. Katharina Althaus sieht indes ihren Mann "über den Berg".

Der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus ist nach Angaben der behandelnden Ärzte "bis auf weiteres" nicht vernehmungsfähig. Der 50-Jährige könne nächste Woche in eine Spezialrehabilitationsklinik verlegt werden, sagte der Direktor der Neurochirurgie am Uniklinikum Jena, Rolf Kalff, auf einer Pressekonferenz.

Leidet immer noch an den Symptomen des sogenannten Durchgangssyndroms: der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus. (Foto: Foto: AP)

Althaus könne das Bett ohne Unterstützung verlassen und habe bereits erste Trainingseinheiten auf einem Hometrainer absolviert, sagte Kalff. "Wir mussten aufpassen, dass er nicht auf Leistung trainiert." In anderen Phasen könne er sich aber "an Dinge nicht mehr erinnern, die ihm eine Viertelstunde vorher erzählt wurden". Dies sei "kein ungewöhnlicher, sondern ein völlig normaler Krankheits- und Genesungsverlauf", sagte der Direktor des Klinikums, Klaus Höffken.

Das sei bedingt durch das Durchgangssyndrom, das nach seinem schweren Schädel-Hirn-Trauma eingetreten sei. "Es wird aber von Tag zu Tag sukzessive besser", sagte Kalff. "An den Unfall kann er sich nicht erinnern."

Nur die engsten Angehörigen dürfen ins Krankenhaus

Zur weiteren Genesung versuchen die Jenaer Ärzte jegliche Aufregung von Althaus fernzuhalten. Der Ministerpräsident brauche eine "familiäre Umgebung und viel Ruhe". Weiterhin dürfen nur die engsten Angehörigen den Kranken besuchen. Vorübergehend seien außerdem Fernsehen und Radio aus seinem Zimmer entfernt worden. Die aktuellen Zeitungen dürfe Althaus nicht lesen, auch sein Handy und sein Laptop dürfe er nicht benutzen.

Seine Frau Katharina zeigt sich unterdessen zuversichtlich, was den Genesungsprozess ihres Mannes angeht: Althaus sei nach Einschätzung seiner Frau gesundheitlich "über den Berg". In einer von der Staatskanzlei verbreiteten Erklärung bat Katharina Althaus die Öffentlichkeit aber um Verständnis, dass ihr Mann für seine Genesung viel Ruhe und Geduld brauche.

Althaus' Frau dankte den Ärzten im österreichischen Schwarzach und in Jena für gute Betreuung und außerdem für die "unzähligen Genesungswünsche" aus Thüringen und ganz Deutschland. Es mache sie jedoch weiterhin sehr betroffen, dass bei dem Unfall eine Skifahrerin ihr Leben verlor. "Ich schließe sie und ihre Familie täglich in meine Gebete ein."

Keine Entscheidung über Vernehmung

Die Staatsanwaltschaft Leoben in der Steiermark hat noch nicht über einen Zeitpunkt für die Vernehmung von Althaus entschieden. "Das hängt nicht allein von uns ab, sondern auch von den behandelnden Ärzten", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Walter Plöbst, der Nachrichtenagentur dpa.

Ebenso wenig sei entschieden, ob die Vernehmung durch einen Vertreter der österreichischen Anklage oder im Rahmen einer Amtshilfe durch die deutsche Staatsanwaltschaft vorgenommen werde.

Plöbst bestätigte, dass bei Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung, wie sie gegen Althaus eingeleitet wurden, es praktisch in jedem Fall zu einem Verfahren kommen müsse. "Das würde nur dann nicht gelten, wenn die Gutachten zweifelsfrei feststellen, dass jede Schuld oder Mitschuld des Betroffenen auszuschließen ist."

In einem solchen Fall würde das Verfahren eingestellt. "Im Augenblick sind dies aber alles nur Spekulationen, da die Gutachten noch nicht vorliegen", sagte Plöbst.

Vogel rechnet nicht mit Verfahren

Unterdessen glaubt Althaus' Vorgänger Bernhard Vogel nicht daran, dass es zu einem Gerichtsverfahren gegen den thüringischen Gerichtsverfahren wegen des folgenschweren Ski-Unfalls in Österreich kommen werde. Althaus war am Neujahrstag auf einer Piste in Österreich mit einer 41 Jahre alten Skifahrerin zusammengestoßen und hatte dabei ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Die gebürtige Slowakin starb kurz nach dem Unfall.

Vogel sagte der Bild: "Die derzeit laufenden Ermittlungen sind in einem Rechtsstaat wie Österreich das Normalste von der Welt. Und mit der Eröffnung eines gerichtlichen Verfahrens rechne ich nicht." Er habe in den vergangenen Tagen mit der Familie von Althaus gesprochen und sehe den Ministerpräsidenten "weiterhin auf dem Weg der Besserung, aber noch längst nicht voll wieder hergestellt".

Vogel geht dem Bericht zufolge davon aus, dass Althaus voll in die Landespolitik und den Landtagswahlkampf zurückkehren werde. "Je eher, je besser, aber rechtzeitig wäre noch einige Monate vor der Landtagswahl, die am 30. August stattfindet." Einen "Plan B" gebe es nicht, so Vogel. "Der Plan heißt Althaus. Es gibt keine Alternativpläne."

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