Nach Rockermord in Berlin:Polizeipräsenz gegen Racheakte

Lesezeit: 1 min

Nach einem Mord im Rockermilieu verläuft die Fahndung bislang erfolglos. Die Polizei war in der Nacht besonders wachsam, um weitere Gewalttaten zu verhindern.

Nach dem Mord an einem Berliner Rocker gibt es bislang keine Spur von den Tätern. Trotz intensiver Ermittlungen im Rockermilieu habe man noch keinen konkreten Tatverdacht, teilte ein Polizeisprecher am Samstag mit.

Tatort in Berlin: Eskaliert die Rockergewalt? (Foto: Foto: dpa)

Im Stadtteil Hohenschönhausen war in der Nacht zum Freitag ein 33-jähriger Mann auf offener Straße erschossen worden. Die Polizei vermutet einen Zusammenhang zum gewalttätigen Konflikt zwischen verfeindeten Rockerbanden. Das Opfer soll ein früheres Mitglied der Hells Angels sein, das zu den rivalisierenden Bandidos übergelaufen war.

Zeitungsberichten zufolge kommen aber auch andere Tatmotive infrage. So habe der 33-Jährige etwa im Verdacht gestanden, ein Polizeispitzel zu sein. Möglicherweise sei er aber auch wegen hoher Schulden getötet worden. Die Polizei wollte dazu unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen allerdings noch keine Angaben machen.

Die befürchteten Racheakte konnten nach Polizeiangaben allerdings bislang verhindert werden. Vor den einschlägigen Treffpunkten der Szene zeigte die Polizei in der Nacht zum Samstag mit zahlreichen Beamten Präsenz.

Die Polizei hatte zuvor vom ersten Rocker-Toten der jüngsten Zeit gesprochen. Auch andernorts beschäftigt mutmaßliche Gewalt unter Rockern die Ermittler: Bereits in der Nacht zu Donnerstag hatte es in Finowfurt (Barnim) eine Schießerei gegeben, die vermutlich von Motorradrockern ausging. Im nahen Eberswalde waren zuvor Bandenmitglieder mit Baseballschlägern gesehen worden.

In Finowfurt fanden Polizisten nach einem anonymen Hinweis auf einem Parkplatz Patronenhülsen und Projektile. Was genau sich zugetragen hat, wird noch ermittelt. Einem Bericht der Märkischen Allgemeinen zufolge gingen in Eberswalde Anhänger der Hells Angels und Chicanos aufeinander los. Einen Zusammenhang mit dem Mord in Berlin sehen die Ermittler in der Hauptstadt derzeit nicht.

Die Ermittlungen übernahmen eine Mordkommission sowie Spezialisten für organisierte Kriminalität und Rockerkriminalität vom Landeskriminalamt (LKA). Kriminaldirektor Bernd Finger, beim LKA Leiter der Abteilung für organisierte Kriminalität, sprach von einer "Zuspitzung der Rockerkriminalität in den letzten Monaten."

Erst vor knapp zwei Wochen war es in Potsdam zu einer Schießerei zwischen Anhängern der Hells Angels und des Gremium Motorrad Clubs (MC) gekommen. Dabei gab es insgesamt drei Verletzte. Als Rache holten rund zehn Männer auf Motorrädern mitten in der Landeshauptstadt einen Mann aus seinem Auto und schlugen ihn zusammen.

© dpa/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: