Nach Misshandlungsvorwürfen:Ermittler durchsuchen Kinderheime in Brandenburg

Etwa 50 Polizeibeamte haben Brandenburger Kinder- und Jugendheime durchsucht und zahlreiche Aktenordner sichergestellt. Die Aktion soll die Misshandlungsvorwürfe gegen den Betreiber Haasenburg aufklären. Das Land will nun sogar prüfen, ob es geschlossene Heime nicht ganz abschaffen soll.

Nach Misshandlungsvorwürfen gegen brandenburgische Kinder- und Jugendheime prüft das Land die generelle Abschaffung geschlossener Heime. Zudem durchsuchten Ermittler am Donnerstag drei Einrichtungen der Haasenburg GmbH. Hintergrund sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Cottbus, wie Justizstaatssekretär Ronald Pienkny berichtete.

Heimbewohner sollen unter anderem Knochenbrüche erlitten haben oder über mehrere Tage auf Liegen fixiert worden sein. Es wird in acht Fällen wegen Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen ermittelt. Auch zwei Todesfälle in den Jahren 2005 und 2008 werden noch einmal untersucht. Bislang gebe es keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden, so Staatssekretär Pienkny. Sieben Verfahren seien bereits früher mangels ausreichenden Tatverdachts eingestellt worden. Der Betreiber Haasenburg weist die Vorwürfe zurück.

Nach den Linken forderte der FDP-Fraktionsvorsitzende Andreas Büttner die sofortige Schließung der Heime. "Aus meiner Sicht wäre dies bis zur Aufklärung der Vorwürfe angebracht", sagte er in einer Sondersitzung des Bildungsausschusses im Landtag. Das Gremium soll klären, ob die Behörden ihrer Aufsichtspflicht ausreichend nachgekommen sind. "Wir sollten prüfen, ob solche Heime im äußersten Fall notwendig sind", sagte Bildungsministerin Martina Münch (SPD). Das Konzept müsse überprüft werden. Sie warnte jedoch vor einem Schnellschuss.

© Süddeutsche.de/dpa/mike - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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