Nach der Flutkatastrophe:Schröder: 1000 Deutsche werden noch vermisst

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26 deutsche Opfer der Flutkatastrophe sind identifiziert, doch es sei zu befürchten, dass man von einer "deutlich dreistelligen Zahl" deutscher Todesopfer ausgehen müsse, erklärte der Bundeskanzler.

Nach der Flutkatastrophe in Südostasien werden nach Angaben von Bundeskanzler Gerhard Schröder noch 1000 deutsche Touristen vermisst.

Bisher seien 26 deutsche Opfer identifiziert worden, sagte Schröder am Mittwoch in Berlin. Es sei zu befürchten, dass man von einer "deutlich dreistelligen Zahl" von Opfern ausgehen müsse. Wie viele es genau seien, lasse sich zur Stunde noch nicht sagen.

Der Kanzler hatte zuvor an einer Sitzung des Krisenstabes des Auswärtigen Amtes teilgenommen.

Schröder stellte auch den von der Flut betroffenen Ländern Hilfe in Aussicht.

Auch Bundesaußenminister Joschka Fischer hatte zuvor von einer "dreistelligen Zahl" Vermisster gesprochen.

Allein in der vorwiegend von Deutschen bewohnten Hotelanlage "Magic Lagoon Khao Lak" in Thailand rund 50 Kilometer nördlich von Phuket werden mehr als 200 Tote befürchtet.

Nach Befürchtungen der skandinavischen Regierungen hat das Seebeben auch hunderte Menschen aus diesen Ländern das Leben gekostet. Mehr als 2000 Urlauber aus Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark werden vermisst.

Der Leiter der thailändischen Behörde zur Prävention von Naturkatastrophen, Sunthorn Riewluong, sagte, die Hälfte der Toten auf der Insel Phuket seien Ausländer. In Krabi und Phang Nga seien sogar die meisten Toten Ausländer. Riewluong rechnete mit einem weiteren Anstieg der Opferzahl.

Etwa 350 Gäste hielten sich zum Zeitpunkt der Katastrophe in dem 319-Zimmer-Hotel "Magic Lagoon Khao Lak" auf, berichtete die Hotelgruppe Accor, dazu kamen 200 bis 250 Mitarbeiter. Die Mehrheit der Hotelgäste seien "deutscher Herkunft" gewesen, sagte Accor-Chef Jean-Marc Espalioux dem Fernsehsender LCI.

Von den Gästen seien bis Dienstagabend nur 151 lebend gefunden worden, teilte der Betreiber des Hotels mit.

Die TUI berichtete von 80 vermissten Deutschen in Khao Lak. Der Reiseveranstalter Thomas Cook hat keinen Kontakt zu etwa 300 Gästen in der Region Phuket.

BKA soll Tote identifizieren

Der deutsche Außenminister erklärte, dass die Bundesregierung ihre Mittel für Soforthilfe auf zwei Millionen Euro verdoppelt habe. Ein MedEvac-Ambulanzflugzeug der Bundeswehr werde noch am Nachmittag nach Phuket in Thailand starten, um verletzte Urlauber auszufliegen, sagte Fischer.

Ein erstes Team des Bundeskriminalamtes zur Identifizierung von Toten sei auf dem Weg in den thailändischen Badeort Khao Lak.

Der französische Außenminister Michel Barnier gab die Zahl der in Thailand getöteten Franzosen am Mittwoch mit 19 an. 165 Franzosen seien in Thailand verletzt worden, sagte Barnier auf Phuket. Es gebe außerdem Hunderte von Franzosen, von denen jede Spur fehle. Die amtliche Zahl der Vermissten liege aber weiterhin bei 27.

Hilfe läuft auf Hochtouren

Angesichts der beispiellosen Flutkatastrophe in Asien läuft die Hilfe aus Deutschland auf Hochtouren. Bis Mittwoch erhielten die großen Hilfsorganisationen bereits mehrere Millionen Euro Spenden.

Die Bundesregierung sagte 20 Millionen Euro Soforthilfe zu und will sich zudem für ein Schuldenmoratorium für Indonesien und Somalia einsetzen. Bundeskanzler Gerhard Schröder rief dazu auf zu spenden, statt Silvester-Böller zu kaufen. Condor und LTU haben schon über 50 Tonnen Hilfsgüter und dutzende Helfer nach Asien geflogen.

Reiseveranstalter holen Touristen zurück

Die Fluggesellschaft Condor hat bis Dienstagabend rund 1000 Urlauber aus dem Katastrophengebiet in Südasien nach Deutschland gebracht. Wie der Tourismuskonzern Thomas Cook mitteilte, würden für Mittwoch weitere rund 1100 Rückkehrer erwartet.

Aus Phuket in Thailand sollten bis zu 900 Urlauber kommen. Aus Sri Lanka würden 260 Touristen auf dem Frankfurter Flughafen erwartet. Die Passagiere würden bereits während des Fluges psychologisch und medizinisch betreut.

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