Mythos & Wahrheit:Das kann doch nicht wahr sein!

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Mit Wärmflasche ins Bett, warm duschen und Hunde mit Sonnencreme einschmieren: Die zehn tollsten Gerüchte rund um die Hitze und was dahinter steckt.

1. Mythos: Die Sonne schadet den Hunden nicht.

(Foto: Foto: dpa)

Das können sich viele sich viele Tierbesitzer gar nicht vorstellen: Hunde können einen Sonnenbrand bekommen, gerade an lichten Stellen wie am Bauch oder auf der Schnauze. "Man kann den Hund mit handelsüblichen Sonnenschutzmitteln für Menschen eincremen - und zwar oft, denn der Hund schleckt die Creme meist wieder runter", rät Margund Mrozek von der Bundestierärztekammer. Gerade Rassen ohne Fell wie der Mexikanische Nackthund sollten unbedingt mit Sonnencreme geschützt werden und die Sonne weitestgehend meiden.

Geschoren können viele Hunde die Hitze leichter ertragen. "Aber das Fell muss immer noch einige Zentimeter lang sein, sonst kann der Hund Sonnenbrand bekommen", sagt die Expertin. Während Hunde mit langem und dicken Fell wie Bobtail oder Spitz, bedenkenlos geschoren werden können, sollten stichelhaarige Hunde wie Husky oder Schäferhund vom Frühjahr an nur gut durchgebürstet werden, so dass die dicke Unterwolle des Winters raus kommt. Ganz kurzhaarige Tiere wie Boxer oder Doggen sollte man besser nicht scheren, da das Fell sie vor der Hitze schützen.

2. Mythos: Ausziehen statt anziehen

(Foto: Foto: AP)

Hierzulande fallen die Hüllen ab 25 Grad im Schatten schlagartig und die Straßen sind voller Halbnackter. Komisch eigentlich - denn in vielen heißen Ländern tragen die Menschen lange, weite Gewänder, die den ganzen Körper bedecken. Tatsächlich ist der Kühleffekt bei langer, leichter Bekleidung am größten. Denn bei Bewegung wird Wind erzeugt, der den Körper kühlt. Weiße Kleidungsstücke sind am besten geeignet, da sie Sonnenstrahlen reflektieren, während schwarze Farben Wärme aufnehmen. Wer also einem Dresscode unterliegt - der übrigens bei jeder Temperatur gilt, dem geht es eigentlich gar nicht so schlecht.

3. Mythos: Klimaanlagen sind angenehmer als Ventilatoren.

Rund 20 Prozent aller grippalen Infekte schlagen im Sommer zu, wenn es richtig heiß ist. Tatsächlich gibt es kaum etwas Blöderes, als bei 30 Grad im Schatten verschnupft im Bett zu liegen. Schuld daran sind oft Klimaanlagen, die es mit der Abkühlung etwas übertreiben. Starke Temperaturunterschiede erhöhen das Erkältungsrisiko. Ventilatoren sind allerdings nur bedingt besser: Durch die Zugluft trocknen die Schleimhäute aus und man bekommt einen steifen Nacken. Am besten sind deshalb Ventilatoren, die an der Decke hängen.

4. Mythos: Körperliche Bewegung vermeiden.

Ein weitverbreitetes Vorurteil lautet: Bei Hitze bloß kein Sport treiben. Stimmt das? Sollten sich die Menschen so wenig wie möglich bewegen, um jede Anstrengung zu vermeiden?

Professor Thomas Wendt, Leiter des Rehabilitationszentrums Bad Naunheim klärt auf: "Nein, Bewegung ist immer wichtig. Im Sommer wie im Winter sollte man mindestens eine halbe Stunde am Tag körperlich aktiv sein. Im Sommer sind ein Spaziergang im Park oder eine Radtour bestens geeignet, auch Schwimmen, Tischtennis und Federball bieten sich an. Fußball, Handball, Basketball und Squash sind dagegen ungeeignet. Man sollte allerdings wissen, dass der Puls im Sommer bei gleicher Belastung höher ist, weswegen der Mensch nicht so ausdauerfähig ist wie zu kühleren Jahreszeiten. Man muss also den Anspruch an die eigene Leistung ein bisschen zurückschrauben. Wenn es richtig heiß ist, sollte man die körperlichen Aktivitäten in die frühen Morgenstunden oder den späteren Abend verlagern."

Findet man aber überhaupt noch Schlaf, wenn man spät abends Sport treibt? Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz weiß: "Lange Zeit galt körperliche Anstrengung als Schlafkiller. Doch Studien haben gezeigt, dass moderater Ausdauersport den Schlaf fördert. Allerdings sollte der Abendlauf mehr als zwei Stunden vor der Schlafenszeit stattfinden. Andernfalls ist der Kreislauf noch zu sehr aufgeputscht und man findet erst recht keine Ruhe."

5. Mythos: Kalte Getränke kühlen ab.

Wenn es heiß ist, muss Kaltes her. Am besten Cola mit viel Eiswürfeln oder ein eisgekühltes Bier. Das mag schmecken, ist aber zu Abkühlungszwecken grundfalsch. Wer nach innerer Kühlung lechzt, sollte am besten Lauwarmes oder Heißes trinken. Denn: Der menschliche Körper bringt grundsätzlich alle Speisen und Getränke auf Körpertemperatur. Wenn das Getränk zu kalt ist, muss sich der Körper anheizen. Mit dem Effekt: Man schwitzt noch mehr. Im gesamten arabischen Raum wird zum Beispiel immer süßer Pfefferminztee getrunken.

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7. Mythos: Kalt duschen hilft am besten.

Mit der kalten Dusche ist es ähnlich wie mit kalten Getränken: Sie ist verlockend, bringt aber leider wenig. Der anfängliche Effekt ist angenehm, aber das kalte Wasser stimuliert den Kreislauf mit der Folge, dass der Körper wärmer wird. Fachärzte empfehlen deswegen: Lauwarm statt kalt duschen.

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7. Mythos: Feuchte Hitze ist angenehmer als trockene.

Tatsächlich empfinden die meisten Menschen trockene Hitze als wesentlich angenehmer als eine schwül-feuchte Wärme. Das liegt zum einen daran, dass die Thermoregulation durch die hohe Luftfeuchtigkeit behindert wird. Der Wasserdampf verhindert die Schweißbildung und damit die Abkühlung. Zum anderen geht schwüle Hitze anders als trockene Hitze meist mit Windstille einher.

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8. Mythos: Das ist doch ein ganz normaler schöner Sommer.

Um den 1947 aufgestellten Rekord von insgesamt 71 Sommertagen in einer Saison zu erreichen oder zu übertreffen, "fehlt noch einiges". Das teilte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Allerdings stellten die Wissenschaftler einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Sommer 1947 und den heißen Sommern der vergangenen drei Jahrzehnte fest: Die ununterbrochene Abfolge von Sommertagen habe sich nahezu verdreifacht. Dies gelte nahezu für ganz Mitteleuropa. Gleichzeitig seien die Nächte deutlich wärmer geworden. Ursache dafür ist den Forschern zufolge das häufigere Auftreten von stabilen Hochdrucklagen im Sommer in Mittel- und Osteuropa - und dies sei "eine unmittelbare Folge" der allgemeinen globalen Erwärmung und der sich dadurch ändernden großräumigen Luftdruckverteilung.

Besorgt äußerte sich die Umweltschutzorganisation WWF. "Acht der zehn wärmsten Jahre seit den Wetteraufzeichnungen liegen in dem Zeitraum von 1996 bis heute. Das ist kein Zufall, sondern Teil des vom Menschen verursachten Klimawandels, in dem wir uns wegen des weltweit hohen Kohlendioxidausstoßes befinden", sagte Energie- und Klimareferent Matthias Kopp. Eine WWF-Studie aus dem Jahr 2005 belege, dass die durchschnittlichen Temperaturen in 13 von 16 untersuchten europäischen Hauptstädten im Sommer seit 1970 um mehr als ein Grad gestiegen seien.

Der diesjährige Sommer könnte nach Ansicht der Potsdamer Klimaforschern ähnlich heiß werden wie der so genannte Jahrhundertsommer 2003. Dies gelte umso mehr, da sich derzeit noch keine Änderung des Wetters abzeichne.

Die Entwicklung dieses Sommers ähnle der des Jahres 2003. In Potsdam etwa sei die Anzahl an Sommertagen (Temperaturen von mindestens 25 Grad) und an heißen Tagen (mindestens 30 Grad) bislang ähnlich hoch wie vor drei Jahren.

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9. Mythos: Fenster auf, damit frische Luft reinkommt.

Wenn die Temperaturen auf Rekordwerte steigen, sollte man die Fenster tagsüber schließen und die Zimmer mit Rollläden, Vorhängen oder Jalousien abdunkeln. Bleiben aber die Fenster den ganzen Tag geöffnet, heizt sich die Wohnung ordentlich auf. Selbst in Zimmern, in denen die Sonne nicht direkt scheint, sollte man die Fenster schließen und verdunkeln. Nur in den frühen Morgenstunden oder spät abends lüften.

Gute Nacht!

Schlafforscher Jürgen Zulley gibt noch Tipps für eine ruhigen Schlaf in tropischen Nächten: "Wer nachts lieber bei geöffneten Fenster schläft, sollte Zugluft meiden. Sonst drohen am nächsten Tag ein steifer Nacken oder gereizte Schleimhäute. Vor dem Schlafengehen kühl, aber nicht zu kalt duschen. Die Feuchtigkeit nicht ganz abtrocknen, sondern verdunsten lassen, das bringt dem Körper Abkühlung. Wem das nicht reicht, der kann eine Wärmflasche in den Kühlschrank legen und zur Kühlflasche umfunktionieren. Ein dünnes Laken reicht zum Zudecken. Ein leichter luftiger Schlafanzug aus Naturfasern wie Baumwolle nimmt den Schweiß gut aufnehmen - immerhin schwitzt der Körper nachts einen halben Liter Flüssigkeit aus. Wer seinen Pyjama ins Eisfach legt, erzielt nur einen kurzen Effekt.

Schlaftabletten sollten nur bei krankheitsbedingten Schlafstörungen eingenommen werden. Gegen ein pflanzliches Präparat mit Baldrian ist nichts einzuwenden. Allerdings braucht der Mensch im Sommer ohnehin weniger Schlaf als im Winter. Das längere und intensivere Licht hemmt die Bildung des Hormons Melatonin. Dadurch nimmt die Schlafdauer ab.

Beim Essen gilt: keine schwere Kost. Lieber leichtes Essen mit viel Obst bevorzugen und das Mahl vor 19.00 Uhr einnehmen. Zuviel Alkohol stört den Schlaf, ein Glas Bier zur Erfrischung tut dem freilich keinen Abbruch. Generell sollten über den Tag verteilt etwa zweieinhalb bis drei Liter wie Wasser, Säfte, Schorlen oder Kräutertees getrunken werden. Das Flüssigkeitsdefizit möglichst nicht erst am Abend auffüllen, sonst wird der Schlaf durch häufige Toilettengänge unterbrochen."

(Foto: Foto: ddp)

10. Mythos: Fenster auf, Diebe rein - und die Versicherung zahlt.

Damit frische Luft ins Haus ziehen kann, lassen viele Bewohner die Fenster geöffnet. Aber Vorsicht! Wer sich nämlich durch geöffnete Fenster oder Terrassentüren ungebetene Gäste einlädt, schaut im Schadensfall möglicherweise in die Röhre, wie der Bund der Versicherten (BdV) erklärt. "Einbrecher lauern gerade an warmen Sommertagen darauf, freien Zugang zu bekommen. Da kann es ganz schnell Ärger mit der eigenen Versicherung geben", erklärt BdV-Geschäftsführerin Lilo Blunck. Denn man sei gegen Einbruch, nicht aber gegen einfachen Diebstahl versichert.

Häufig gingen auch Verbraucher leer aus, die ihr Fenster auf Kipp stellten. Denn nach dem Verständnis mancher Hausratversicherer handeln sie grob fahrlässig. Deshalb sollten beim Verlassen des Gebäudes alle Türen und Fenster fest geschlossen werden. Auch bei persönlicher Anwesenheit in Haus oder Wohnung sollten nur Fenster und Türen geöffnet werden, die man ständig im Auge behalten kann.

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