Munch-Raub:Diebe verurteilt - Bilder verschollen

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Drei der Angeklagten, die Edvard Munchs "Der Schrei" aus dem Osloer Museum entwendet haben, sind zu Haftstrafen verurteilt worden. Von dem Meisterwerk fehlt weiter jede Spur.

Eineinhalb Jahre nach dem Raub des Meisterwerks "Der Schrei" von Edvard Munch aus einem Osloer Museum sind drei Männer zu Haftstrafen zwischen vier und acht Jahren verurteilt worden.

Ein Gericht in der norwegischen Hauptstadt befand sie für schuldig, an dem spektakulären Raub beteiligt gewesen zu sein. Zwei der Verurteilten sollen zudem "binnen zwei Wochen" Schadenersatz in Höhe von umgerechnet 98 Millionen Euro zahlen. Drei weitere Angeklagte wurden freigesprochen.

Bis heute verschollen

Die Gemälde "Der Schrei" und "Madonna" waren am 22. August 2004 aus dem Munch-Museum in Oslo gestohlen worden. Zwei bewaffnete und maskierte Täter waren am helllichten Tag in das Museum gestürmt, hatten die berühmten Bilder des norwegischen Expressionisten (1863-1944) vor zahlreichen Augenzeugen von der Wand gerissen und waren in einem bereitstehenden Wagen geflohen.

Trotz eines Finderlohns in Höhe von umgerechnet etwa 257.000 Euro fehlt von den Kunstwerken bis heute jede Spur.

Die beiden eigentlichen Diebe, die den weltweit stark beachteten Kunstdiebstahl ausführten, sind weiter nicht verurteilt. Ein Angeklagter, den die Kripo ursprünglich für einen der zwei bewaffneten Räuber hielt, wurde freigesprochen.

Zu acht Jahren Haft verurteilte das Gericht den mutmaßlichen Fahrer des Fluchtwagens, Petter Tharaldsen. Der Drahtzieher des Kunstraubes, Björn Hön, erhielt sieben Jahre.

Ihr Komplize Petter Rosenvinge muss für vier Jahre hinter Gittern. Er hatte das Fluchtauto besorgt. Tharaldsen und Hön sollen außerdem die Millionenentschädigung an die Stadt Oslo als Besitzerin der beiden Gemälde zahlen. Die Staatsanwaltschaft hatte Haftstrafen von bis zu elf Jahren und etwa 94 Millionen Euro Entschädigung für die Stadt Oslo gefordert. Die Verteidiger plädierten bei allen sechs Angeklagten auf nicht schuldig.

Diebe verwischten geschickt alle Spuren

Der Raub stellt die Ermittler bis heute vor ein Rätsel. Vor allem "Der Schrei" gilt wegen seines Bekanntheitsgrads als unverkäuflich.

In einer ihrer Thesen gehen die Ermittler davon aus, der Kunstraub sei in Auftrag gegeben worden, um nach einem blutigen Raubüberfall auf eine Filiale der norwegischen Zentralbank die Ermittlungen zu behindern. Tatsächlich banden die Ermittlungen nach dem spektakulären Diebstahl zahlreiche Polizeikräfte.

Bei dem Kunstraub gingen die Diebe äußerst professionell vor. Sie verwischten so geschickt alle Spuren, dass die Polizei bei ihren Ermittlungen hauptsächlich auf abgehörte Telefongespräche angewiesen war. Nun muss sie sich selbst möglicherweise vor Gericht verantworten, weil sie verbotenerweise auch die Telefonate von zwei Angeklagten mit ihren Anwälten abgehört hatte.

Diskussion über Sicherheitsmängel

Der Raub löste in Norwegen eine hitzige Debatte über Sicherheitsmängel aus. Das Munch-Museum schloss für mehrere Monate, um die Sicherheitsvorkehrungen zu verbessern.

Erst im vergangenen Juni öffnete es wieder seine Tore - mit einer Pastellzeichnung des "Schrei" sowie einer Lithografie der "Madonna" als Ersatz für die gestohlenen Meisterwerke.

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