München:Wachtveitl aus dem Verkehr gezogen

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Der Tatort-Kommissar wollte nicht wahrhaben, dass ein braver Bürger nachts nicht durch die Fußgängerzone radeln darf. Der Schauspieler und die Polizisten haben das Problem erst mal 20 Minuten lang ausgesessen.

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Wer seine Jugend in den 70er Jahren verlebt und dabei nicht ein einziges Mal gekifft hat, wuchs entweder in Großdingharting auf oder noch weiter weg. Angesichts dessen mutete es schon reichlich seltsam an, als vor ein paar Jahren gleich mehrere fernsehbekannte Leute von ihren ersten Rauscherlebnissen mit Hanferzeugnissen berichteten und damit für erheblichen Wirbel sorgten. Obwohl sie gar nicht aus Großdingharting stammen.

Aus einer anderen Zeit: 2000 sind die die beiden "Tatort" - Kommissare Udo Wachtveitl (links) und Miroslav Nemec von der Deutschen Polizeigewerkschaft zu Ehrenkommissaren ernannt worden. (Foto: Foto: dpa)

Udo Wachtveitl, Darsteller des Münchner "Tatort"-Kommissars Franz Leitmayr, kennt diesen beschaulichen Ort vielleicht gar nicht, hat aber trotzdem ein Defizit an kriminellen Erlebnissen. Nur so lässt es sich erklären, dass er sich jüngst als Radl-Rowdy versuchte.

Der 45-Jährige erzählte jedenfalls einer Zeitschrift, er sei neulich nachts beim Fahrradfahren durch die Münchner Fußgängerzone von der Polizei gestoppt worden: "Ich sollte absteigen. Bin ich aber nicht. Dann blieben wir 20 Minuten sitzen, die im Auto, ich auf dem Sattel, weil Auf-dem-Radl-sitzen ist ja nicht verboten. Dann sind sie gefahren, ich habe es buchstäblich ausgesessen."

Immerhin bewies damit der Schauspieler, der im September mit Miroslav Nemec die 40. "Tatort"-Folge dreht, dass das Prinzip Aussitzen nicht nur in der Politik funktioniert, wie es die Münchner CSU in schöner Regelmäßigkeit demonstriert.

Der Polizei freilich ist die Sache peinlich. Zumindest gibt's keine offizielle Stellungnahme dazu, weil man ja nicht wisse, ob Herr Wachtveitl vielleicht nur 75 Prozent der Geschichte erzählt habe. Aber hallo! Fernsehkommissare sagen immer die Wahrheit. Siehe Nemec: Die Geschichte, dass er als Student in Zürich ein Stück Fleisch geklaut hat, hat er mindestens schon 75 Mal erzählt. Und die stimmte jedesmal zu 100 Prozent.

© SZ vom 30.8.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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