Mordprozess in Frankreich:Lebenslang für Fourniret

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Der französische Serienmörder Michel Fourniret hat sieben junge Frauen und Mädchen vergewaltigt und ermordet. Dafür ist er nun zur Höchststrafe verurteilt worden.

Gerd Kröncke

Selten hat sich ein Verbrecher als ein so abgrundtief böser Mensch präsentiert wie Michel Fourniret, der Serienmörder aus den Ardennen. Der Pakt des Bösen, den er mit seiner Ehrfrau geschlossen hatte, wurde von den Beteiligten im Gerichtssaal von Charleville-Mézier als unerträglich empfunden. Nach zwei Monaten gestand selbst ein Generalstaatsanwalt, er könne es nicht länger ertragen.Sieben junge Mädchen, zum Teil noch Kinder, hatte Michel Fourniret ermordet, nachdem er sie zuvor, besessen vom Wahn, eine Jungfrau zu besitzen, vergewaltigt hatte.

Fourniret auf der Fahrt zur Urteilsverkündung. (Foto: Foto: Reuters)

Monique Olivier, seine Frau, hatte sich nicht nur dazu hergegeben, die Opfer anzulocken, manchmal hatte sie die Wehrlosen im Intimbereich untersucht. Mit Entsetzen haben die Angehörigen das Schweigen des Täters in der ersten Hälfte des Prozesses hingenommen, aber als er dann sein Schweigen brach, hat sie oft der Ekel gepackt. Für sie verkörpert Michel Fourniret das Böse schlechthin.

Am Mittwoch sollte endlich das Urteil fallen, nach 33 Verhandlungstagen. Und wenn je lebenslang den Rest des Lebens bedeutet hat, so sollte es in diesem Falle, zumindest für Michel Fourniret, so sein. Nie wieder wird ihn jemand, außer einem Anwalt vielleicht, als Monsieur anreden. "Fourniret, Sie sind nichts, nichts, nichts", schleuderte ihm der Vertreter der Anklage entgegen. Beim Nachlesen möchte man erschrecken, dass ein Avocat général, Organ der Rechtspflege, sich vergisst und einen Angeklagten beschimpft.

Als müsse er den ganzen Abscheu der Gesellschaft artikulieren, rief der Generalstaatsanwalt Francis Nachbar dem Angeklagten zu: "Fourniret, Sie sind ein nekrophiles Monster." Der Vertreter der Anklage hat den beiden Angeklagten, die die Gesellschaft längst verdammt hat, zu Nicht-Menschen erklärt. "Sie beide, Sie haben nur noch das Aussehen von Menschen". Nach fünf Jahren - so lange hatte er sich mit den Morden, mit dem Mörder und seiner Gehilfin beschäftigt - war Francis Nachbar am Ende. "Ich halte den Horror dieser beiden Wahnsinnigen nicht mehr aus", sagte er im Gerichtssaal.

Fourniret wusste, dass er nicht zu verteidigen war und deshalb hatte er es abgelehnt, einen Anwalt zu wählen. Ihm wurden drei Pflichtverteidiger oktroyiert, die er nicht von seiner Bosheit verschonte. "Ein feinfühliger Schurke wie ich", raunte er einem der Anwälte zu, "lässt sich nicht beeindrucken von einem kleinen Scheißadvokaten." Pierre Blocquaux, einer der angesehensten Anwälte der Provinzstadt Charleville, versuchte in seinem hoffnungslosen Plädoyer ("Was gibt es hier zu verteidigen?") ein bisschen von der Würde des Angeklagten zu retten. "Es ist ein Mensch, über den wir urteilen, er ist Teil dieser Menschheit, leider, ob uns das gefällt oder nicht." Pierre Blocquaux fiel nichts zur Entlastung seines Klienten ein, der sich selbst als "nicht verteidigungswürdig" erklärt hatte und der nicht um Verzeihung bitten wollte für das, was für immer unverzeihlich ist.

Am Mittwoch ist in Charleville-Méziers das Urteil gesprochen worden: lebenslang soll der 66-jährige Fourniret im Gefängnis bleiben, und lebenslang soll heißen für immer. Er hatte vorher schon erklärt, dass er keine Berufung einlegen werde. Gegen seine Komplizin verhängte das Gericht - drei Richter und neun Geschworene - ebenfalls lebenslange Haft, mit der Auflage, dass sie mindestens 28 Jahre verbüßen soll. Dann wird sie 87 Jahre alt sein.

© SZ vom 29.5.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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