Monroe als Werbeobjekt:Die Allzweckwaffe

Lesezeit: 1 min

Der Supermarkt Norma setzt die Monroe auf allen Kanälen als Werbelokomotive ein. Doch die Assoziationen sind frei - und nicht immer im Interesse des Discounters.

Bernd Oswald

Das Gesicht ist eines der Pop-Art-Symbole des 20. Jahrhunderts. Und ein Sex-Symbol obendrein. Pop-Art, Sex - beides Begriffe, mit denen man nicht unbedingt einen Lebensmittel-Discounter assoziiert. Ebensowenig wie das Konterfei Marilyn Monroes mit dem Satz "Ich heiße Norma".

Der Slogan "Ich heiße Norma" wurde noch gesteigert (Foto: Foto: Norma Lebensmittel)

Norma Jean Baker lautet der bürgerliche Name des Hollywood-Stars, und das steht kleingedruckt am unteren Rand des Plakats. Die jüngste Version wurde noch mehr emotionalisiert: "Ich liebe Norma", steht nun in großen Lettern auf dem Plakat.

Katja Funke, Leiterin des Zentralbereichs Werbung bei Norma, hält das Monroe-Motiv für "einen guten Gag." Die Werbung mit der Stil-Ikone garantiere "100 Prozent Reichweite und Wiedererkennungswert".

Auf den legt der Lebensmittel-Händler großen Wert: "Wir wollten uns von der Konkurrenz differenzieren. Es hießt ja der Aldi, der Lidl, der Penny. Wir sind die Norma", so Funke.

Die Idee komme an, 99 Prozent der Kunden seien begeistert. Das Deutsche Germanische Musuem habe sich lobend geäußert, Schulen würden das Motiv im Kunstunterricht thematisieren, die Nachfrage nach den Tüten sei enorm.

Das restliche Prozent habe mit Kritik a la "Wie kann man eine bereits Gestorbene so missbrauchen?" oder "Die arme Marilyn!" reagiert.

Neuerdings auch Grillen mit Norma

In den einschlägigen Internet-Foren sind die Gewichtung etwas anders aus. Auf der Site eines Werbeblogs schreibt User "Tobi": "Welcher Nutzen für den potenziellen Käufer soll hier dargestellt werden? Dass man als aufgedunsense Selbstmordleiche enden wird, wenn man einen der dargebotenen Artikel kauft?" Und der "Marketingblogger" ergänzt: "Superknaller, das nicht mehr ganz taufrische Monroe-Bild mit dem ziemlich hässlichen NORMA-Schriftzug darunter. Das hat Frau Baker wirklich nicht verdient."

Dennoch hat der Discounter die Kampagne ausgeweitet: Das kokette Monroe-Porträt kam auch auf die Tüten und neuerdings auf T-Shirts. Ein modernes Monroe-Double stellt die berühmte Szene mit dem hochfliegenden Rock dar - allerdings nicht über einem Lüftungsschacht, sondern vor einem Grill, garniert mit dem Spruch "Manche mögen's heiß. Grillen mit Norma". Dass die Original-Einstellung aus dem Film "Das verflixte 7. Jahr" ist, störte die Marketing-Leute offenbar nicht weiter.

Weitere Aktionen mit Monroe sind laut Norma-Werbeleiterin Katja Funke in Planung, aber noch nicht spruchreif."

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: