Möllemanns Todessturz:Video belegt Freitod-Theorie

Fast vier Jahre nach dem Tod des früheren Vizekanzlers sind Amateur-Aufnahmen, die die Minuten vor und nach seinem Fallschirmabsturz zeigen, publiziert worden. Die Frage, ob es sich um einen Unfall oder Suizid handelte, dürfte nun beantwortet sein.

Die Staatsanwaltschaft selbst hatte bei Abschluss der Ermittlungen im Juli 2003 offen gelassen, ob Jürgen W. Möllemann durch einen Unfall oder Freitod ums Leben kam. Teil der Ermittlungsakten war auch das Video, von dem nun die Bild-Zeitung Sequenzen abdruckte.

Jürgen W. Möllemann auf dem FDP-Parteitag 2002 (Foto: Foto: AP)

Die Existenz des Videos war allerdings schon lange bekannt, die Details sind neu. Für die Zeitung lässt das Video, das am Todestag, dem 5. Juni 2003, entstand, nur einen Schluss zu: "Es muss Selbstmord gewesen sein."

Aus der etwa 15 Minuten langen Aufnahme eines Teamgefährten ergeben sich Hinweise, dass Möllemann sich selbst das Leben nahm. Der frühere Bundesbildungs- und -wirtschaftsminister wirke auf den Aufnahmen nervös, aber entschlossen, schreibt das Blatt.

Möllemann trägt in dem Video einen blauen Springeranzug, dazu dunkle Handschuhe, eine Haube und eine Brille. Bild dokumentierte die Sequenzen, den Politiker vor dem Flug auf dem Flugplatz in Marl/Lohmühle in Nordrhein-Westfalen mit gerecktem Daumen zeigend, später einen Gruß mit der linken Hand während des Fluges, schließlich die Sekunden des Absprungs.

Die Schlüsselszene ist dem Bericht zufolge die Reaktion von Möllemanns Fallschirmspringer-Kameraden am Schluss des Videos.

Zu sehen ist der Rucksack des Toten mit dem nicht aktivierten Notsystem, das automatisch den Reserve-Fallschirm ausgelöst hätte.

Die Kameraden Möllemanns sprechen darüber, dass der langjährige FDP-Politiker vor dem Einsteigen in die Maschine die gegenseitige Kontrolle dieses Notsystems ausgelassen habe.

Demnach habe Möllemann den Check umgangen, indem er vorgab, noch ein Glas Wasser trinken zu wollen.

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