Misshandlung:Gefangene der Scham

Eine Italienerin versteckte ihre geistig behinderte Tochter 30 Jahre lang im Bad.

Eine Mutter im italienischen Pescara hat ihre geistig behinderte Tochter 30 Jahre lang im Badezimmer versteckt. Die heute 52-Jährige musste dort auf einer Campingliege schlafen, bekam Essen in einem Hundenapf und wurde einmal im Monat mit einem Gartenschlauch kalt abgeduscht, berichten italienische Medien.

"Wir meinten zuerst, wir könnten unseren Augen nicht trauen", sagten Polizisten nach der Entdeckung. Die Mutter habe erklärt, sie habe sich wegen der Behinderung ihres Kindes geschämt. Die Tochter wurde in ein Heim gebracht.

Nachbarn und Verwandte wussten bescheid

Die italienischen Zeitungen berichteten in großer Aufmachung über den Fall. "Eine Geschichte des Grauens", schrieb etwa La Repubblica. Was besonders schockiert: Offenbar war die Gefangenschaft im sechsten Stockwerk eines Mietshauses für Nachbarn und Verwandte kein Geheimnis. Eine anonyme Anzeige beendete schließlich die Gefangenschaft.

Die Tochter ist seit der Geburt geistig behindert und fast blind, erklärte die Polizei. Die Frau habe ihre Tochter, die erst im Heim und dann bei ihr gelebt hat, oft verprügelt, hieß es. Erst seit zwei Jahren sei das Opfer einmal im Monat nach draußen gekommen, wenn sie die Mutter zur Post begleiten musste. Dort bekam die Frau eine Invalidenrente - für ihre Tochter.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: