Minus 30 Grad und mehr:Arktisrepublik Deutschland

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Die Folgen der Kältewelle werden immer bizarrer: In Brandenburg erfor ein 63-Jähriger, weil er seine Wohnung nicht geheizt hatte. In Mecklenburg-Vorpommern ging ein Mann mit dem Fön gegen die Eiseskälte vor - bis die Wohnung brannte.

Vielerorts in Deutschland hat es auch in der Nacht zum Dienstag wieder eisige Kälte und zweistellige Minusgrade gegeben. Wegen der niedrigen Temperaturen starb in Brandenburg ein Mann an den Folgen einer Unterkühlung. Er wohnte in einem baufälligen Haus, das er zudem nicht beheizt hatte. Es war das fünfte Opfer, das seit Sonntag durch die Kälte ums Leben kam.

Ein Nachbar fand den 63-Jährigen in seinem baufälligen und nicht beheizten Haus in Großräschen im Kreis Oberspreewald-Lausitz. Der Mann habe an einem Tisch gesessen und sei nicht ansprechbar gewesen. Die Temperatur in dem Haus habe unter dem Gefrierpunkt gelegen. Ein hinzugerufener Notarzt ließ den Mann sofort in ein Krankenhaus bringen, wo er jedoch wenig später starb.

Das Haus sei sehr verwahrlost gewesen, sagte eine Polizeisprecherin. Es habe zwar eine Heizung gegeben, sie sei jedoch nicht eingeschaltet gewesen. Der Mann wohnte alleine in dem Haus.

Tiefste Temperaturen in Bayern

Bereits Mitte Januar war ein 50-jähriger Potsdamer in einer leeren Garage erfroren. Anwohner hatten den Toten in der nicht mehr genutzten Garage neben Müll und Unrat gefunden. Der erste Kältetote in Brandenburg in diesem Winter war bereits am 3. Januar in Elsterwerda (Elbe-Elster) zu beklagen. Dort erfror ein 41-jähriger Obdachloser am Güterbahnhof.

Die Polizeisprecherin erklärte, nur sein Nachbar sei gelegentlich gekommen und habe nach dem rechten gesehen.

Einem Wohnungsbesitzer in Mecklenburg-Vorpommern heizte die Kälte kurzfristig sogar ein: Bei dem Versuch, seine eingefrorene Heizung mit einem Fön wieder in Gang zu bringen, verursachte der Mann in Fincken im Kreis Müritz einen Brand. Der 46-Jährige ließ am Montag den Fön in seinem Schlafzimmer für kurze Zeit unbeaufsichtigt laufen. Als er zurückkehrte, stand das Zimmer in Flammen. Es entstand 100.000 Euro Schaden. Verletzt wurde niemand.

Die absoluten Tiefstwerte der Nacht herrschten in Teilen Bayerns: Am unbewohnten bayerischen Funtensee war es mit 36,2 Grad unter Null sogar noch kälter als in der Nacht zuvor bei 34,8 Grad Frost. In Haidmühle waren es minus 28,6 Grad.

In den kommenden Tagen soll es mit den Temperaturen wieder ein wenig bergauf gehen, im Osten und Südosten bleibt es nach der Vorhersage des Wetterdienstes Meteomedia aber bei Dauerfrost.

"Kältefrei" für jeden zehnten polnischen Schüler

Auch in Polen herrschten mit Tiefsttemperaturen von minus 30 Grad im Osten und im Zentrum des Landes am Dienstagmorgen erneut arktische Verhältnisse. Die Kälte lähmte am frühen Morgen an vielen Orten den Zugverkehr, berichtete der Nachrichtensender TVN 24.

Für etwa tausend Haushalte im nordostpolnischen Masuren war die Nacht besonders kalt: Nach einem Zusammenbruch der Gasversorgung konnten sie ihre Wohnungen und Häuser nicht heizen. In Wohnungen, die keine zusätzliche Heizquelle hatten, sanken die Temperaturen auf zehn Grad, berichtete der polnische Rundfunk. Wer es zu Hause nicht aushielt, wurde in einer Kaserne und Schulen mit Decken und warmem Essen versorgt.

An etwa zehn Prozent der Schulen in Polen fiel der Unterricht wegen der extremen Kälte aus. Das Erziehungsministerium appellierte vor allem an die Eltern von Grundschülern, ihre Kinder bei den frostigen Temperaturen nicht in die Schule zu schicken, wenn ihre Betreuung auch anders sicher gestellt werden könne.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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