Milliarden mit Kinderspielzeug:Der absolute Hammer

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Sogar Barack Obama ließ sich von ihm inspirieren: Vor zehn Jahren ging Bob der Baumeister auf Sendung - heute macht er Milliardengeschäfte.

Wolfgang Koydl

Ein Geheimnis ist es ja nicht gerade, dass man am Bau ordentlich Kohle machen kann. Man muss nur in die Hände spucken, die Latzhose straffziehen und keine Scheu vor Überstunden haben.

Ein Baumeister erfüllt all diese Voraussetzungen und noch mehr, und er verdient mehr, als die ganze Branche zusammengenommen - und dies, obwohl man nie gesehen hat, dass er jemals irgendjemandem eine Rechnung ausgestellt hätte. Nein, wenn Bob der Baumeister und sein Team mauern, mörteln oder Zement mischen, dann geschieht das nicht nur unweigerlich mit einem Lied auf den Lippen, sondern anscheinend auch aus purer, lauterer Nächstenliebe.

Zehn Jahre alt ist der knubbelige Bauarbeiter aus Bobhausen gerade geworden, und in dieser Zeit hat er seinem Schöpfer Keith Chapman und der britischen BBC ein Vermögen eingespielt: Mehr als 2,5 Milliarden Pfund haben der Verkauf der Fernsehserie sowie der Erlös aus den zehn Millionen DVDs und 27 Büchern eingebracht.

Bobs Imperium umspannt mittlerweile den ganzen Globus: In 250 Ländern und Territorien kann man seine Abenteuer verfolgen - von Bob o Construtor in Brasilien über Borek Stavitel in der tschechischen Republik bis nach Japan. Dort musste ihm tricktechnisch ein fünfter Finger verpasst werden, damit Kinder bei seinem Anblick nicht auf falsche Gedanken kamen. Die Yakuza, Japans Gangster, schneiden sich traditionell den kleinen Finger als Zeichen der Zugehörigkeit zur Unterwelt ab.

Eine sehr britische Figur

Zum Geburtstag werden Bob, seine Assistentin Wendy, der clevere, gelbe Schaufelbagger Baggi, die gemächliche Dampfwalze Rollo, der chaotische rote Schaufelbagger Buddel, sowie Heppo, der sensible Hebekran und Mixi, der knallig orangefarbene Zementmixer zum ersten Mal den Sprung vom kleinen Bildschirm auf die große Leinwand schaffen. In diesem Monat läuft "Die Legende des goldenen Hammers" in den Kinos an.

Es ist wohl kein Zufall, dass Bob ausgerechnet in Großbritannien erfunden wurde. Denn kein zweites Land ist derart besessen von Immobilienbesitz und vor allem von nicht endenden Bemühungen, diesen Besitz ständig zu verbessern - sei es durch den Ausbau von Dachböden oder den Anbau von Wintergärten. Der Builder ist ein aus dem Bild britischer Straßen nicht wegzudenkender fester Bestandteil - wenn auch die meisten realen Bauarbeiter nicht so viel Charme ausstrahlen wie die animierte TV-Version.

Konkrete handwerkliche Tipps vermitteln Bob und seine Freunde freilich nicht. Darin ähneln die Früchte ihrer Arbeit häufig den Ergebnissen britischer Do-it-yourself-Bemühungen im realen Leben. Im Mittelpunkt ihrer Abenteuer stehen stattdessen vielmehr Freundschaft und die Vorzüge von Teamwork beim Lösen von Problemen. Seine Freunde nennen ihn schon mal "den besten Baumeister der Welt", aber Bob kann mehr als Häuser bauen.

Vermutlich hat er sogar den Kurs der Welt verändert, indem er Barack Obama jenen erfolgreichen Slogan lieh, mit dem dieser dann als Präsident ins Weiße Haus einzog: "Yes, we can" erwidern Bobs Freunde auf seine Frage: "Schaffen wir das?" Und "Yes, we can" skandierten Obama und seine Anhänger. Es ist freilich nur ein Gerücht, dass Angela Merkel die deutsche Variante "Yo, wir schaffen das", in ihren Wahlkampf einbauen wollte.

Genau genommen hat Obama den Slogan gar nicht ausgeborgt, sondern er hat ihn sich schlicht ungefragt angeeignet. Chapman wurde denn auch einmal von einer britischen Zeitung gefragt, ob er den US-Präsidenten nicht wegen Copyright-Vergehen anzeigen wolle. "Well", erwiderte der Bob-Erfinder nicht ganz ernsthaft, "ich habe mir gedacht: der Typ hat den Finger auf dem Nuklearknopf, da lasse ich lieber die Finger davon." Er beziehe eine tiefe Genugtuung aus dem Wissen, dass Obama einerseits wegen seiner Töchter seit Jahren ein treuer Fan von Bob sei und dass er andererseits nur dank der Hilfe des Baumeisters das mächtigste Amt der Welt erringen konnte.

Geburt in der Werbeagentur

Bob entstand, als Chapman, damals Art Director einer Werbeagentur, auf dem Weg ins Büro durch den Londoner Vorort Wimbledon spazierte. "Ich sah, wie eine Baumaschine eine Straße aufriss, blieb stehen und machte eine Skizze", erinnerte er sich. "Nach und nach kamen andere Maschinen hinzu, Maschinen, die großen Spaß haben, wie eine Bande von Kindern. Und dann dachte ich, dass die eine Vaterfigur brauchen."

Der erste Bob unterschied sich deutlich von der heutigen Figur: Auch er trug eine Latzhose, Stiefel, ein kariertes Hemd und einen Schutzhelm, aber er war dünner und vor allem trug er einen buschigen Schnurrbart im eher mürrischen Gesicht. "Der von heute ist schon süßer", verriet Chapman. Ursprünglich war er sich auch nicht sicher, ob er Bob heißen sollte oder Bill the Builder. "Bob hat sich nur durchgesetzt, weil es besser klang."

© SZ vom 10.09.2009 /abis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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