Mief im Ministerium:Steinbrück im Frittendunst

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Bereits in der Eingangshalle riecht es streng nach Frittiertem: Warum es im Bundesfinanzministerium nach Pommesbude stinkt.

Guido Bohsem, Berlin

Fritten und Finanzen, das geht schlecht zusammen. Da mögen die sonst so smarten Investmentbanker der Wall Street die Reste ihres Arbeitsplatzes in braunen Pappkartons aus den glitzernden Türmen ihrer ehemaligen Büros tragen - an Pommes denkt man nicht.

Schon zum Frühstück riecht es nach Mittagessen. (Foto: Foto: dpa)

Austern, ja, das passt, oder Hummer. Weil derzeit aber im Geschäft mit dem großen Geld so ziemlich alles möglich ist, wird es an diesem Donnerstag trotzdem zur ultimativen Vereinigung von Imbissbude und Finanzwelt kommen.

Ort des Geschehens ist das Bundesfinanzministerium in Berlin, wohin Hausherr Peer Steinbrück (SPD) die Spitzen der deutschen Banken- und Versicherungswirtschaft eingeladen hat. Soweit ist das nicht ungewöhnlich.

Doch während der Minister sich mit Josef Ackermann (Deutsche Bank), Martin Blessing (Commerzbank), Paul Achleitner (Allianz), Axel Weber (Bundesbank) und all den anderen über die Auswirkungen der Finanzkrise austauscht, wird die Herren ein unangenehmer Hauch umgeben.

Denn: Im Detlev-Rohwedder-Haus riecht es derzeit streng nach Frittiertem. Man kann sagen, es stinkt auf allen Fluren. Es mufft im Eingangsbereich, in den Zimmern der Beamten und auch in die vierten Etage zieht der unfeine Duft, also dorthin, wo der Minister sein Büro hat und wo er die Finanzbosse empfängt.

Meteorologische "Stinkelage"

Der Frittendunst belästigt nicht nur die Hochfinanz, sondern auch die Finanzbeamten und die Angestellten. Der Leiter der Abteilung "Justiziariat und Service", Torsten Albig, hat deshalb vor ein paar Tagen eine Email an alle Mitarbeiter verschickt. Albig, der als Sprecher Steinbrücks der Öffentlichkeit gewöhnlich die Politik des Ministers erläutert, klärt darin auf, warum das Ministerium wie eine große Imbissbude riecht: Schuld ist der Umbau der Kantine.

Dort wird ein neuer Geschirrspüler eingebaut und eine neue Abluftanlage. "Das bedeutet jedoch, dass derzeit leider keine Lüftungsanlage in Betrieb sein kann, was zeitweise zu den sehr bemerkbaren Geruchsbelästigungen im Gebäude führt."

Doch damit nicht genug. Auch das Berliner Wetter spielt Steinbrück übel mit. Die aktuelle Tiefdrucklage nämlich, so Albig, lasse die Pommesdämpfe nicht aus dem Haus ziehen. Dieses Wetterphänomen sucht die Hauptstadt häufiger heim und sorgt beispielsweise dafür, dass es in der ansonsten recht feinen Friedrichstraße regelmäßig nach Kloake riecht. Der meteorologisch kundige Berliner spricht auch von "Stinkelage".

Um die Frittenluft zu klären, sollen die Mitarbeiter nächste Woche an der Kantinenkasse abstimmen dürfen. Sie haben die Wahl, schreibt Albig, und wünscht rege Teilnahme. "Lieber Pommes, dafür halten wir den Geruch noch einige Wochen aus - oder lieber keine Pommes und der Geruch wird erträglicher!" Albig selbst tat seine Entscheidung in der Mail bereits kund: "Ich würde auf Pommes verzichten wollen."

© SZ vom 25.09.2008/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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